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New Yorker Abendauktionen : Blumengrüße aus New Mexico

Aus der Paul G. Allen Collection: Georgia O’Keeffe, „White Calico Rose“, 1930, Öl auf Leinwand, 76,2 mal 91,4 Zentimeter, Taxe 6 bis 8 Millionen Dollar. Bild: Christie’s

Bilder von Georgia O’Keeffe eröffnen bei Christie’s in New York die Frühjahrsauktionen moderner Kunst. Henri Rousseau könnte einen Rekord aufstellen, und Pablo Picasso ist natürlich auch dabei.

          2 Min.

          Was braucht der Mensch in einer immer stärker technisierten Welt? Die Kunstsammlung des 2018 verstorbenen Microsoft-Mitbegründers Paul G. Allen gab darauf die Antwort: Ansichten der Natur, Nachschöpfungen von Gewachsenem, das keinem Ingenieursgeist entsprungen ist. Dass ein Pionier der Tech-Branche sich von analogen Bildern einer untechnologischen Welt inspirieren ließ, mag paradox erscheinen. Doch Allen verließ das operative Geschäft der Firma, die ihn hochvermögend machte, schon Anfang der Achtzigerjahre aus gesundheitlichen Gründen und verfolgte weitreichende andere Interessen, von Football über Luftfahrt bis zur Philan­thropie und seiner Kunstkollektion. Als deren Löwenanteil voriges Jahr bei Christie’s in New York für wohltätige Zwecke versteigert wurde, spielte sie 1,5 Milliarden Dollar ein – mehr als jede andere bisher auktionierte Privatsammlung.

          Ursula Scheer
          Redakteurin im Feuilleton.

          Wie stark Allen bei ihrem Aufbau von persönlicher Begeisterung geleitet wurde, führen nun noch einmal sieben Werke aus seinem Besitz vor Augen, die am 11. Mai im „20th Century Evening Sale“ mit 57 Losen die New Yorker Frühjahrsauktionen bei Christie’s eröffnen. Drei kleinformatige Gemälde von Georgia O’Keeffe aus dem Nachlass des Tech-Entrepreneurs sind dabei. Zu der amerikanischen Künstlerin, die viele bedeutende Werke auf einer Ranch inmitten den Badlands New Mexicos schuf, fühlte Allen eine so starke Verbundenheit, dass er im Jahr 2000 sogar das Wohnhaus in Santa Fe erwarb, in dem sie die letzten Monate ihres Lebens verbracht hatte und 1986 gestorben war. Gerade einmal eine Stunde Autofahrt entfernt, in Albuquerque, hatten Paul G. Allen und Bill Gates 1975 ihr Unternehmen gegründet.

          Aus Paul G. Allens Besitz: Georgia O’Keeffe „On the Old Santa Fe Road“, 1930/1931, Öl auf Leinwand, 40,6 mal 76,2 Zentimeter, Taxe 4 bis 6 Millionen Dollar. Bilderstrecke
          New Yorker Frühjahrsauktionen : Kunst des 20. Jahrhunderts bei Christie’s

          Um 1930 bannte Georgia O’Keeffe die karge Landschaft der Umgebung in „On the Old Santa Fe Road“ fast abstrakt mit Ockerrot ins Bild (Taxe vier bis sechs Millionen Dollar). Liebhaber ihrer Blütenbilder dürften „Black Iris“ von 1936 (5/7 Millionen) und „White Calico Rose“ von 1930 (5/8 Millionen) anziehen. Aus Allens Sammlung kommen zudem drei Landschaften von David Hockney und ein Strandbild von Edward Hopper; zusammen mit den O’Keeffes sollen die Werke 30 Millionen Dollar einbringen.

          An der Spitze der Auktion steht, passend zum Picasso-Jahr, eine Arbeit des vor fünfzig Jahren gestorbenen Spaniers: „Nature morte à la fenêtre“ von 1932 zeigt eine Frauenbüste im Profil neben Blattwerk und Obst (40 Millionen). 20 bis 30 Millionen Dollar soll die brennende Tankstelle auf dem Bild „Burning Gas Station“ einbringen, das Ed Rusch Ende der Sechziger malte und heute wie ein Menetekel der Klimakrise wirkt. Einen neuen Auktionsrekord für den „Zöllner“ Henri Rousseau werden seine winzigen Flamingos vor riesigen Wasserlilien an einem mit Palmen gesäumten See aufstellen: „Les Flamants“ von 1910 geht gleichfalls mit einem Schätzwert von 20 bis 30 Millionen Dollar an den Start – eine sichere Bank, weil das Bild mit einer Garantie Dritter abgesichert ist.

          Ebenfalls am Abend des 11. Mai kommen 16 Gemälde aus der Sammlung des amerikanischen Verlegers S.I. Newhouse zum Aufruf; es ist die dritte in einer Serie mit Werken aus dem Nachlass des Mannes, der das Magazinimperium von Condé Nast groß gemacht hat. Wieder ist ein Picasso dabei, hier auf eine 20 bis 30 Millionen taxierte „Arlésienne“, hinter der sich Lee Miller verbirgt. An ihrer Seite kommen Willem de Koonings abstrakte Komposition „Orestes“ (über 25 Millionen), Francis Bacons (22/28 Millionen) und Pop-Art von Roy Lichtenstein bis Andy Warhol zum Aufruf: fast ausnahmslos Werke von Künstlern, deren Zeitgenosse der 2017 im Alter von 89 Jahren gestorbenen Tycoon des Magazinjournalismus war.

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