Reinhold Messners Museum : Zen und die Kunst, offene Türen einzurennen
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Hoch hinauf, um tief zu blicken: Der Bergsteiger, Medienstar und Museumsmacher Reinhold Messner führt durch sein jüngstes Museum auf Schloß Sigmundskron, das zum Herzstück seiner Bergmuseen werden soll.
An der Geländekante hart über dem Häusermeer von Bozen und dem Asphaltgeschlinge der Autobahnausfahrt Bozen-Süd thront auf einem roten Porphyrfelsen das aus demselben Gestein erbaute Schloß Sigmundskron. Dahinter wellen die Weingärten des Überetsch mit den weinmäßig einschlägigen schönen alten Dörfern: Girlan, Eppan, Kaltern. Das Schloß, eine beeindruckende mittelalterliche Anlage, seit Menschengedenken Ruine, ist eine Ikone des Südtiroler Nationalbewußtseins.
Hier erklärte der legendäre Landeshauptmann Silvius Magnago auf einer großen Kundgebung im Jahre 1957, daß es nicht so weitergehen könne mit Südtirol, wie es bis dahin gegangen war, und klagte die Rechte der Minderheit ein, die das demokratische Nachkriegsitalien allen Versprechungen zum Trotz so nonchalant mißachtete. Was folgte, waren Sprengstoffanschläge, beinah ein Volksaufstand und endlich, nach langen, zähen Verhandlungen, das vermutlich beste Autonomiestatut der Welt. Und Südtirol ist reich und zufrieden, und alles ist gut geworden.
Das Herzstück seiner Bergmuseen
Ausgerechnet hier, so setzte es sich der Bergsteiger, Sand- und Eiswüstendurchquerer, Medienstar, Publizist, Bergphilosoph, zeitweilige Grünen-Politiker, Kunstsammler und Museumsmacher Reinhold Messner in den Kopf, sollte das Herzstück seiner Bergmuseen entstehen - den Anfang hatte er vor Jahren mit dem von ihm wieder aufgebauten Schloß Juval im Vinschgau gemacht. Südtirol hängt an seinem großen Sohn mit einer Art lethargischer Haßliebe, und so gelang es ihm erst nach endlosen Streitereien, begleitet von bösartigen Querschüssen der Landes-Monopol-Tageszeitung „Dolomiten“, seinen Plan zu verwirklichen.
Aber ein Reinhold Messner scheitert nicht. Am kommenden Sonntag wird das Museum eröffnet, aber ein paar Tage vorher begrüßt der „Burgherr“, wie er sich selbst kokett apostrophiert, schon einmal die ersten Gäste. Mit seinem markanten furchigen Bergsteigergesicht, von der verwegenen Haarpracht umwuchert, steht er am Tor. Der Rasen ist ganz frisch, und wir sollen ihn tunlichst nicht betreten; betreten treten einige, die schon darauf stehen, um bessere Sicht zu haben, zurück auf den Weg.
Man muß sich noch viel dazudenken
Das Ganze wirkt noch etwa wie die olympischen Stätten von Turin kurz vor Beginn der Spiele: Drei Sekunden vor der Eröffnung verstummt die letzte Betonmischmaschine. So wird der Versuch, einen Eindruck vom Messner Mountain Museum (kurz: MMM) zu gewinnen, dadurch etwas behindert, daß wohl die Hälfte der Exponate noch unausgepackt an den Wänden lehnt, die Beschriftungen und allfällige Texttafeln fehlen und der Burgherr zwar alles ausführlich erklärt, man sich aber doch recht vieles dazudenken muß.
Mit dem Auto wird dieses Museum nicht erreichbar sein. Es gibt einen großen Parkplatz unten an der Autobahn, von dort aus Shuttle-Busse, oder man geht von Bozen oder Girlan zu Fuß. „Das Ganze ist eine Bergtour“, sagt der Burgherr, bloß den Gipfel, den höchsten Punkt des Felsens, wird man nie erreichen. Dort stehen die Reste einer romanischen Kapelle, das Areal ist wegen archäologischer Grabungen gesperrt, und überhaupt ist es ein heiliger Ort, und solche (wie den Kailash, zum Beispiel) soll der Sterbliche sowieso nicht betreten.