Wo einst das Öl für die Welt floss
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Drinnen wartet eine Stimme: Installation von Pedro Gómez-Egana im „Yarat“-Zentrum für zeitgenössische Kunst. Bild: YARAT, Baku
Einladung zum Dialog: Das „Yarat“-Zentrum für zeitgenössische Kunst im aserbaidschanischen Baku profiliert sich als Begegnungsstätte zwischen westlicher und islamischer Kultur.
„Uns geht es darum, zeitgenössische, internationale Kunst in lokalen Kontext zu bringen“, sagt Suad Garayeva-Maliki, die Direktorin des Zentrums für zeitgenössische Kunst, genannt „Yarat“. Das ist nicht gerade ein bescheidenes Vorhaben, denn „Yarat“ befindet sich in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, wo es bis vor kurzem kaum Kontakte zur internationalen Kunstszene gab. Aber Baku liegt an der Grenze zu Zentralasien und war schon einmal, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, ein Ort, an dem die europäische Kultur der islamisch geprägten Kultur Zentralasiens begegnete. Als Hauptstadt einer Region, deren Ölförderung um 1900 sechzig Prozent der weltweiten Produktion betrug, zog sie viele Europäer an. Die Nobels und die Rothschilds sind hier reich geworden. Noch heute erinnern einige Straßenzüge an die damalige Pracht, und eine von Nobel gebaute Arbeitersiedlung ist nach wie vor ein Glanzstück moderner Architektur. Baku scheint durchaus zur Begegnungsstätte westlicher Kultur mit der islamisch geprägten Tradition Zentralasiens besonders geeignet zu sein.
„Yarat“ heißt auf Azeri, der Sprache Aserbaidschans, kreieren. Und tatsächlich bietet dieses in einem ehemaligen Hafengebäude untergebrachte Zentrum nicht nur Ausstellungsräume. Hier werden Performances und Theaterstücke aufgeführt. Schon zum zweiten Mal wurde in diesem November von „Yarat“ ein internationales Theaterfestival organisiert. Neben dem legendären Mariinsky-Theater aus St. Petersburg und den lettischen, griechischen oder holländischen Gruppen gastierte diesmal das japanische Chiten Theater mit einer ungewöhnlichen Inszenierung von Anton Tschechows Stücks „Onkel Wanja“. In „Yarat“ treffen sich aber neben Künstlern auch Schriftsteller, Filmemacher und Kinder, und hier wird auch viel diskutiert. Schließlich hat das Zentrum seinen Ursprung in einem von Künstlern und Künstlerinnen organisierten Straßenfestival, das mit großem Erfolg im Sommer 2011 zu ersten Mal stattfand. Zwei Jahre später, 2013, und dann wieder 2015 trat man schließlich gemeinsam mit Künstlern und Künstlerinnen aus Nachbarländern in einem eigenen Pavillon während der Biennale in Venedig auf.
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