Gründung eines Fotoinstituts : Fotografien sind unsere Erinnerung
- -Aktualisiert am
Analoge Fotos müssen untergebracht werden, ein Fotoinstitut wäre ein würdiger Ort. Die Planung läuft. Bild: Lucas Bäuml
Diskussionen um den möglichen Standort eines deutschen Instituts für Fotografie haben dessen Konzeption lange überschattet. Dabei sind die Erwartungen und Ansprüche hoch.
Die Aussicht auf die Gründung eines Instituts für Fotografie, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Sommer 2019 auf ihre Agenda gesetzt hat und für die auch rasch erste Schritte unternommen wurden, stimmte hoffnungsfroh, weckte Begehrlichkeiten – und ließ viele Fragen offen. Denn statt dem Vorhaben inhaltlich Kontur zu verleihen, etwa wie mit Vor- und Nachlässen von Fotografen zukünftig umzugehen sei und welche Infrastrukturen man zu deren Sicherung, Erhaltung, Erforschung und Vermittlung brauche, spielte sich schnell eine hässliche Standortdebatte in den Vordergrund. Als gesetzt dürfte Nordrhein-Westfalen gelten. Jedenfalls dann, wenn mit der Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie, die gegenwärtig ein kleines Grundstück im Düsseldorfer Gebäude- und Gartenensemble Ehrenhof genauso wie ein großes Areal auf dem Welterbecampus der Zeche Zollverein in Essen prüft, das zu erwartende politische Ränkespiel um den Ort nicht derart zu Verwerfungen führt, dass die Verantwortlichen gezwungen werden, noch einmal neu anzusetzen.
Historisch gesehen sind Rheinland und Ruhrgebiet für die Fotografie von internationaler Bedeutung, darüber hinaus finanzstark. So erscheint es legitim wie auch machbar, hier die Kräfte zu bündeln und einen erstklassigen Ort zu etablieren. Trotzdem sind Empfindlichkeiten hinsichtlich des Standortes vorhanden. Und das nicht nur, weil deutschlandweit bereits mehr als hundert Institutionen über fotografische Vor- und Nachlässe verfügen, die nun hoffentlich nicht um ihre Bedeutung und um Kürzung ihrer Mittel fürchten müssen, sondern auch, weil der auf Initiative von Andreas Gursky ins Leben gerufene Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts e.V. an Grütters und der von ihr berufenen Expertengruppe um den Kurator Thomas Weski vorbeipreschte und sich überaus wirksam für Düsseldorf einsetzte, noch bevor Konzepte vorlagen. Mit dieser Aktion klang eine unangenehme Versorgungsmentalität der sogenannten Düsseldorfer Schule an, mit der die vielfältige gesamtdeutsche Fotografieszene und ihre Institutionen aus dem Blickfeld zu rutschen drohten. Das kam nicht gut an.
Regionale Klüngelei
Es war deshalb gut, dass nach coronabedingter mehrfacher Verschiebung jetzt ein von der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) gemeinsam mit der SK Stiftung Kultur organisiertes Symposion zu „Photographischen Archiven im künstlerischen Kontext“ endlich stattfand, wenn freilich auch nur online. Rechtzeitig vor Veröffentlichung der schon bald erwarteten Machbarkeitsstudie wollte man Signale an die Entscheidungsträger aussenden, Ansprüche und Erwartungen an die Institutsgründung formulieren und nicht zuletzt der Debatte strukturell-inhaltlich Richtung geben. Ein wenig kurios mutete es deshalb an, dass auch dieses Symposion trotz aller Beteuerungen der Veranstalter, nicht den Standort diskutieren zu wollen, allein durch seinen Untertitel – „Denkanstöße für das Rheinland und Ruhrgebiet“ – einer Fixierung zumindest auf die Region erlag. Zudem waren die meisten Teilnehmer entweder institutionell in der Region angesiedelt oder waren ihr biographisch verbunden.
Dies war eine Selbstbeschränkung, die dem nationalen Anspruch des künftigen Instituts nicht gerecht wird, und man musste sich fragen, warum hier nicht bundesländerübergreifend, ja international, divers und auch generationenübergreifend über ein Medium diskutiert wurde, das wie kein anderes über regionale und nationale Grenzen hinweg global verständlich und zugleich noch immer zu wenig erforscht ist und internationale Standards zur Verständigung braucht. Immerhin aber war der Blick auf dieser zweitägigen Veranstaltung geweitet. Denn: Auch ein konkreter Ort für die Fotografie ist elementar auf Vernetzung angewiesen. Diese Idee und Vorstellung setzte sich über alle Fachgruppen und Podien als das zentrale Kriterium für ein erfolgversprechend agierendes Institut durch.