Waren sie auf dem Weg nach Byzanz?
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Silber für Zähne und Wimpern, Kalzit für die Augen, Kupfer für die Lippen: Einer der Krieger von Riace aus dünnem Bronzeguß („Statue A“ oder auch „der Jüngere“ genannt) Bild: picture-alliance / akg-images / Erich Lessing
Vor fünfzig Jahren tauchten vor der ionischen Küste die Bronzen von Riace auf. Sie sind zum Inbegriff des nationalen Kulturerbes geworden – und ein Rätsel geblieben.
Die Fundanzeige, die die Denkmalbehörde für die Altertümer der Region Kalabrien am 17. August 1972 unter der Protokollnummer 2232 aufnahm, klang etwas ungläubig: Stefano Mariottini, so heißt es da, „gibt an, am 16. dieses Monats bei einem Tauchgang (. . .) auf der Höhe von Riace, bei Kilometer 130 auf der Nationalstraße am Ionischen Meer, rund dreihundert Meter von der Küste entfernt, in circa zehn Meter Tiefe eine Gruppe von Statuen, vermutlich aus Bronze, gefunden zu haben“. Sie stellten „nackte männliche Figuren“ dar, hätten „eine dunkelbraune Farbe, ausgenommen ein paar hellere Stellen“, seien „perfekt erhalten, sauber modelliert“ und wiesen keine Verkrustungen auf. „Die Maße betragen etwa 180 Zentimeter.“ Am linken Rand ist mit Rotstift vermerkt: „Die Meldung entspricht der telefonischen Mitteilung vom 16. August 1972, die um 21 Uhr einging und die Entdeckung anzeigte. Gezeichnet: G. Foti.“
Schon am frühen Nachmittag hatte Mariottini, ein Chemiker aus Rom, der wie jeden Sommer hier Urlaub machte, in der Behörde angerufen, doch keinen erreicht. Am Abend hat er sich dann direkt an Sovrintendente Giuseppe Foti gewandt. Die Detailfreude, mit der der Hobbytaucher sein Finderglück schilderte (und in späteren Versionen weiter ausschmückte), hatte den Archäologen skeptisch gestimmt, und als er dann davorstand, wollte er es zunächst nicht glauben: „Man konnte nicht daran denken, die Hand auf ein griechisches Original gelegt zu haben, noch dazu aus einer Zeit, aus der so wenig erhalten geblieben ist, auf Bronzegegenstände, die aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. stammen, aus der Zeit des Phidias.“
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