Von diesem Erzählraum können Immersions-Künstler nur träumen
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300 Euro kostet eine Führung durch die Nikolinische Kapelle im Vatikan. Bild: akg-images / Maurice Babey
Nur handverlesene Besucher dürfen in den Vatikanischen Museen die Nikolinische Kapelle besichtigen. Wer eine private Führung bucht, bekommt unvergessliche Szenen aus einem dramatischen Glaubenstheater zu sehen.
Es gibt einen verborgenen Ort in den vatikanischen Museen, zu dem die breite Öffentlichkeit keinen Zutritt hat: eine kleine Kapelle, die Fra Angelico ausgemalt hat. Ihren Namen verdankt die Nikolinische Kapelle Papst Nikolaus V., der sie Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts in einen Wachturm einbauen ließ. Zutritt bekommt nur, wer eine private Führung für 300 Euro bucht. Mit dem sozial unverträglichen Preis wollen die Museumsleiter ein Kleinod schützen, denn der Boden der Kapelle wird von alten Holzbalken gehalten, die nur hin und wieder einige vorsichtige Fußtritte vertragen.
Die prächtige Ausgestaltung raubt einem den Atem. In zwei übereinander verlaufenden Freskenreihen sind Szenen aus dem Leben und Leiden der Märtyrer Stephanus und Laurentius dargestellt. Der Mantel des heiligen Laurentius ist mit funkelnden Feuerzungen besetzt, die wie kleine Teufelsboten an seinem unerschütterlichen Bekenntnis zu lecken scheinen. Mit Heiligenschein steht er vor dem Gericht Kaisers Valerians, der ihn auf einem Feuerrost zu Tode martern lässt. Im Bildregister darüber wird der heilige Stephanus von bärtigen Schergen durch ein Stadttor gezerrt, auf die Knie gezwungen und gesteinigt. Während am Hals schon das Blut aus den Adern schießt, faltet er die Hände zum Gebet und schaut ruhig in die Weite.
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