Das trojanische Pferd eines weiteren Investors
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„Temporärer Kulturort“ oder Spekulationsobjekt? Die Kunst-Container des „POP Kudamm“ gehören, wie das Warenhaus daneben, dem Immobilienkonzern Signa. Bild: Julia Zimmermann
Erst die „Kunsthalle Berlin“, jetzt das „POP Kudamm“: Lernt die Politik nie, wie Investoren die Kultur missbrauchen, um ihre Interessen durchzusetzen?
Gerade erst, so dachte man, hatte sich die Sache mit der „Kunsthalle“ in Berlin erledigt: Zu Beginn des Jahres hatte der Bonner Kulturmanager Walter Smerling zwei Hangars auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof vom Berliner Senat zur Verfügung gestellt bekommen. Er nannte sie „Kunsthalle Tempelhof“ und machte sich selbst kurzerhand zu ihrem Gründer, Direktor und Kurator in Personalunion. Was an einer der prominentesten Stellen der Stadt, in einem ihrer wichtigsten Baudenkmale ausgestellt wurde, entschied Walter Smerling ganz allein – der Senat gab nur das Geld dazu: Bis zu 2,4 Millionen Euro an Steuergeldern war Berlin bereit, zu Smerlings Selbstdarstellungsanlage zuzuschießen. Da sah man dann große Rostkringel von Bernar Venet, die in einer öffentlich geführten Institution vermutlich eher nicht gezeigt werden würden.
Warum der Senat – allen voran der damalige Bürgermeister Michael Müller (SPD) – das für eine gute Idee hielt, statt etwa dringend notwendige Ausstellungen all jener in Berlin ansässigen Künstler zu finanzieren, die wegen Corona jahrelang nichts zeigen und verkaufen konnten, wurde nie so ganz klar. Auf die Kritik reagierten Smerling und seine Freunde in der Politik verschnupft: Man habe das ja alles nur für die Kunst gemacht, und Kunst „dieses Kalibers“ könne die Stadt Berlin ja gar nicht ohne Hilfe von außen zeigen, argumentierte etwa Müller. Aber was meinte er mit „Kaliber“? Geht man jetzt mal aus von den gezeigten Bernar Venets und Anselm Kiefers: Bemisst sich das nach Quadratmeter vollgemalter Fläche und Tonnen Gewicht?
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