Biennale Venedig : Kein Preis für den deutschen Beitrag
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Dafür gibt es den Goldenen Löwen: Die Performance „Sun & Sea (Marina)“ der litauischen Künstlerinnen Rugile Barzdziukaite, Vaiva Grainyte und Lina Lapelyte. Auf einem in einem alten Gebäude der Marine aufgeschütteten Strand liegen Sänger, die unter anderem über den Klimawandel singen. Bild: dpa
Die Gewinner der Biennale in Venedig werden stets zu Beginn der Kunstschau bekanntgegeben. Der deutsche Beitrag ging leer aus. Für den besten nationalen Beitrag werden drei Litauerinnen ausgezeichnet.
Deutschland ist bei der Preisverleihung der diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig leer ausgegangen. Litauen wurde am Samstag mit dem Hauptpreis für den besten nationalen Beitrag ausgezeichnet. Die Opern-Performance „Sun & Sea (Marina)“ auf einem künstlichen Strand übt Kritik am Lebensstil des vielen Reisens, Konsums und Arbeitens. Sie geht auf die Zerbrechlichkeit der Welt, den Klimawandel und das Artensterben ein.
Der amerikanische Filmemacher und Kameramann Arthur Jafa gewann den Goldenen Löwen als bester Künstler für sein Video „The White Album“, mit dem er das Thema Rassismus aufgreift und unter anderem Hass-Videos aus dem Internet zeigt. Die Biennale hatte schon zuvor bekannt gegeben, dass der amerikanische Konzeptkünstler, Autor und Aktivist Jimmie Durham den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk bekommt. Die Jury der 58. Biennale wurde von der Direktorin des Berliner Martin-Gropius-Baus, Stephanie Rosenthal, geleitet.
Bei der letzten Kunstbiennale 2017 hatten zwei Deutsche Goldene Löwen erhalten. In diesem Jahr wurde der deutsche Pavillon von der Künstlerin mit dem Kunstnamen Natascha Süder Happelmann gestaltet. Bei der Einweihung bezeichnete Bundesaußenminister Heiko Maas Kunst als Schlüssel gegen Nationalismus und Abschottung. „Rechtspopulistische und nationalistische Verführer haben gerade zurzeit Hochkonjunktur“, beklagte der SPD-Politiker am Freitag. Dagegen werde nur helfen, „die Welt kennenzulernen, die Augen zu öffnen für andere Kulturen und so auch auf diesem Weg unsere gemeinsame Humanität zu entdecken“.
Der deutsche Beitrag auf einer der bedeutendsten Schauen zeitgenössischer Kunst ist in diesem Jahr eine multimediale Sound- und Rauminstallation. Sie setzt sich mit Migration, Integration, Ein- und Abgrenzung und Fragen des Zusammenlebens auseinander. Dafür beließen die Kuratorin Franciska Zólyom und die Künstlerin Happelmann den Pavillon, wie sie ihn nach der Architekturbiennale im vergangenen Jahr vorgefunden hatten: Die Wände sind kaputt und schmutzig, der Eingangsbereich nicht gefegt.
Die Künstlerin verfolge auf ganzer Linie „Verweigerungs- und Durchkreuzungsstrategien“, wie es Ulrich Raulff, der Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen, nannte. Sie wählte für das Projekt den Kunstnamen Süder Happelmann, spricht nicht und tritt lediglich mit einer Steinattrappe auf dem Kopf auf.
In der Hauptausstellung „May You Live In Interesting Times“ sind zudem Werke der deutschen Künstlerinnen Alexandra Bircken, Hito Steyerl und Rosemarie Trockel zu sehen. Kuratiert wird sie von dem Amerikaner Ralph Rugoff. Zudem präsentieren rund neunzig Nationen Beiträge von Künstlern aus ihren Ländern. Die Biennale ist seit diesem Samstag geöffnet und läuft bis zum 24. November.