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Documenta-Streit eskaliert : Ruangrupa nennt Auschwitz-Komitee und Roth rassistisch

Documenta-Mitarbeiter bauen das umstrittene Großbanner "People's Justice" des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi auf dem Friedrichsplatz ab. Bild: dpa

Nun drehen die indonesischen Documenta-Kuratoren den Spieß um: Nicht die über Monate in Kassel gezeigten Zerrbilder seien antisemitisch, sondern die Forderungen an die Kuratoren zeigten eine „rassistische Tendenz“.

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          Nach den Diskussionen auf der Documenta in Kassel um die von Experten als antisemitisch eingeschätzte Filmreihe „Tokyo Reels“ hat der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees Christoph Heubner die Schau als „Documenta des Zynismus“ scharf kritisiert. Über Wochen hinweg habe Ruangrupa allen antisemitischen Entgleisungen zum Trotz die Kassen klingeln lassen. Heubner kritisierte in der Mitteilung des Auschwitz-Komitees weiterhin, die Documenta-Verantwortlichen hätten die öffentliche Erregung und den Schmerz jüdischer Menschen angesichts dieser Entgleisungen zynisch in die eigenen Erfolgsmeldungen miteinbezogen. Ruangrupa habe die große Mehrzahl der Künstler „für eine antisemitische, antizionistische und antiisraelische Inszenierung missbraucht“.

          Stadt, Land und Bund hätten Ruangrupa zufolge eine „rassistische Tendenz“

          Stefan Trinks
          Redakteur im Feuilleton.

          Die Stadt Kassel und das Land Hessen als Gesellschafter der Weltkunstschau wie auch Kulturstaatsministerin Roth hatten sich zuvor dafür ausgesprochen, die propalästinensischen Propagandafilme ohne angemessene Kontextualisierung nicht mehr zu zeigen. Ruangrupa will dem aber nicht nachkommen, bezeichnete die Empfehlung als „Zensur“ und die Forderungen des Gremiums und der sie unterstützenden Staatsministerin als „rassistische Tendenz“.

          Roth hatte Ruangrupa zuvor aufgefordert, „sich mit der Bewertung des Expertenrates intensiv und konstruktiv auseinander zu setzen“. „Die Kunstfreiheit ist ein sehr hohes und besonders schützenswertes Gut“, betonte sie erneut. „Aber auch für die Kunstfreiheit gibt es eine klare Grenze und das ist die Menschenwürde, das ist Antisemitismus, wie auch Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit.“

          Für Documenta-Geschäftsführer Alexander Farenholtz kam die Erklärung des Expertengremiums nicht überraschend, wie er am Dienstag im Gespräch mit der 3sat-Sendung „Kulturzeit“ sagte. „Das Expertengremium hat auf der Linie der Positionierung der Gesellschafter der Documenta geurteilt“, erklärte Farenholtz. Die Documenta sei aber anders als ein Museum nicht der Idee der Neutralität und Ausgewogenheit verpflichtet: „Parteinahme ist wichtig und die Documenta als Institution muss die daraus entstehenden Debatten aushalten.“

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