Das berühmte Hamburg-Süd-Hochhaus von Cäsar Pinnau, das derzeit umgebaut wird Bild: Hamburgisches Architekturarchiv
Dekorateur der Macht
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In Hamburg wird ein berühmtes Hochhaus umgebaut. Sein Architekt sorgte vor 1945 für die Inneneinrichtung in Hitlers Reichskanzlei. Nach dem Krieg machte Cäsar Pinnau eine Karriere, die viel über das Deutschland der Nachkriegszeit verrät.
Es ist selten, dass es der Umbau eines Hochhauses in die Nachrichten schafft. Dass in Hamburg gleich mehrfach über die Zukunft des Bürohauses an der Ost-West-Straße berichtet wurde, in dem über ein halbes Jahrhundert lang die Reederei Hamburg Süd ihren Sitz hatte und das im vergangenen Jahr von der Oetker-Gruppe an einen Immobilienfonds verkauft wurde, liegt auch daran, dass der grünschimmernde gläserne Turm das erste moderne Hochhaus Hamburgs nach dem Zweiten Weltkrieg war – und damit ein Symbol der jungen Bundesrepublik und ihres Neuanfangs nach 1945.
Man kann sich nur vorstellen, wie es gewirkt haben muss, als der Hamburg- Süd-Turm Ende der Fünfzigerjahre aus den Trümmerfeldern der Hamburger Innenstadt emporwuchs. Zwischen den Bombenruinen der alten Backsteinkontore am Steckelhörnfleet schimmerte plötzlich eine kühle, perfekt glatte, 55 Meter hohe Glasfassade. Der das Stadtbild prägende Turm erinnerte mit seinen grünen Scheiben deutlich an das Lever House in New York. Selten hatte Hamburg so amerikanisch ausgesehen wie hier und so modern. Die Wirtschaftsführer der Bundesrepublik grenzten sich mit leichten, feinen Bauten der Stahl-und-Glas-Moderne vom Theaterdonner der NS-Repräsentationsbauten ab – jedenfalls wurde das damals so gelesen. Was nicht hieß, dass die Erbauer andere als vor 1945 waren.
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