Arata Isozaki gestorben : Mit Gedankengebäuden fängt alles an
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Arata Isozaki in Turin, vor der Musikarena, die er entworfen hat Bild: EPA
Der Architekt Arata Isozaki gehörte zu der Generation, die in der Nachkriegszeit die Architektur neu erfinden durfte. Seine Bauten sind kühn, seine Entwürfe waren oft noch radikaler. Jetzt ist er gestorben
Arata Isozaki ist gestorben – und es sieht so aus, als ob jetzt erst, ohne ihn, die visionären Zeiten der modernen Architektur zu Ende gingen. „City in the Air“ hieß sein spektakulärstes Projekt, gebaut in den frühen Sechzigern, zur Feier der Olympischen Spiele von Tokio: An gewaltigen Betonpfeilern hingen, wie Blätter oder Mistelzweige, die Wohneinheiten; das sollte Platz schaffen am Boden und die Menschen dem Himmel näher bringen. Und tatsächlich gibt es Pläne, die dann nicht realisiert werden konnten, da sieht alles noch futuristischer aus, als wenn Architektur die Schwerkraft überwinden könnte.
Isozaki, 1931 geboren, gehörte zu jener Nachkriegsgeneration, die Japan nicht bloß wiederaufbauen, sondern neu formen wollte. Und wie jeder echte Modernist fing Isozaki mit dem Studium der eigenen Traditionen an, bevor er dann auch in Kalifornien, in Berlin, Barcelona und Mailand baute. Zu seinen bekanntesten Bauten gehören das Museum of Contemporary Art in Los Angeles, der Palau San Jordi in Barcelona, das Grabmal des Komponisten Luigi Nono in Venedig und der Mailänder Allianz-Tower. 2019 wurde Isozaki mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet.
Mehr noch als Raum und Zeit, so hat er das immer wieder gesagt, interessierten ihn die Zwischenräume und die Zwischenzeiten; es ist ein Satz, über den man am besten im obersten Stockwerk eines Isozaki-Hauses nachdenkt. Am Mittwoch ist der Mann, der wusste, dass alle Architektur mit Gedankengebäuden anfängt, gestorben. Er wurde 91 Jahre alt.