Jetzt ist er ein Maler
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Damien Hirst malt jetzt große Bilder vom Werden und Vergehen: Seine „Cherry Blossoms“ sind in der Fondation Cartier in Paris zu sehen.
Es ist Damien Hirsts erste Museumsschau in Frankreich. Dreißig monumentale Formate der „Cherry Blossoms“, manche als Diptychon und oder Triptychon beieinander, hängen in Jean Nouvels kühlem gläsernen Bau der Fondation Cartier am Boulevard Raspail im Quartier Montparnasse. Die hohen Wände der als White Cube gestalteten weitläufigen Räume sind perfekt für diese Inszenierung; jedes weitere Dekorum würde stören. Draußen wuchern die wilden Pflanzen des vom deutschen Künstler Lothar Baumgarten eingerichteten Gartens. Drinnen verschwenden sich schwelgerisch die Kirschblüten an ihren dunklen Geästen vor blauen Himmeln. Ihrem Zauber ist kaum zu widerstehen.
Damien Hirst hat seit 2018 an dieser Serie gearbeitet, schon vor dem Ausbruch von Covid-19, weitergemacht unter den Bedingungen des Lockdowns in seinem riesigen Londoner Atelier in Hammersmith, immer wieder an mehreren Gemälden gleichzeitig, bis jedes zu seiner Zufriedenheit als vollendet gelten konnte. So entstanden bis November 2020 insgesamt 107 dieser Bilder. Hirst hat sie fast ausschließlich allein geschaffen, ohne die davor übliche Mitwirkung von Assistenten. Sie sind grell, chaotisch und zerbrechlich, hat er dazu erklärt, und bedeuten für ihn, sich vom Minimalismus und der „Idee eines imaginären, mechanischen Malers“ wegzubewegen. Damit spielt er auf die Vorgeschichte der Arbeiten aus mehr als drei Jahrzehnten an: auf die unzähligen „Spot Paintings“ mit ihren in immer gleichem Abstand völlig uniformen, bunten Punkten auf weißer Leinwand; oder auch die „Spin Paintings“, bei denen auf rotierende, kreisrunde Leinwände starke Farben verteilt wurden, sodass sich in Schlieren abstrakte Formationen bildeten. Keine Spuren menschlicher Einwirkung sind dort erkennbar. Jetzt also diese erstaunlichen „Cherry Blossoms“, von enormen Ausmaßen und lyrischer Gestimmtheit zugleich.
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