Léon Monet Ausstellung : Mit Farbe und Schmiss
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Hallodri, gewiefter Unternehmer und Farbenexperte oder alles zusammen? Claude Monets Porträt seines Bruders Léon aus dem Jahr 1874 Bild: rmngp, Paris
Sein Porträt von des Bruders Hand mochte er nicht: Léon Monet kannte sich wie Claude bestens mit Farben aus. Nun ist ihm erstmals eine Schau im Pariser Musée du Luxembourg gewidmet.
Der 1836 in Paris geborene Léon Pascal Monet und sein vier Jahre jüngerer, ebenfalls in der Hauptstadt geborener Bruder Oscar Claude Monet wuchsen in Le Havre auf, wohin die Familie 1845 gezogen war. Beide beschäftigten sich später mit Farbe, und für beide war das Jahr 1872 von Bedeutung. Damals malte Claude in Le Havre das berühmte, derzeit an das Potsdamer Museum Barberini ausgeliehene Bild „Impression, Sonnenaufgang“, von dessen Titel ein Kunstkritiker 1874 erstmalig den Begriff „Impressionismus“ ableitete.
Léon gründete derweil in Rouen die der Wirtschaftsförderung dienende Gesellschaft „Société industrielle de Rouen“. Waren für Claude in jungen Jahren die relativ neuen Farbtuben, die man praktischerweise in die freie Natur mitnehmen konnte, und die revolutionäre Malerei von Courbet und Manet prägend, so verfolgte Léon den Aufschwung der Herstellung synthetischer Farbstoffe für die Textilindustrie. Die Verleihung erster Patente für Anilin- oder Teerfarbe genannte Substanzen, die der Färbung von Seide und anderer Stoffe dienten, war in den 1850er-Jahren erfolgt und hatte zu einem Boom geführt.
Léon Monet war Experte für genau die Farben, die sein Bruder Claude vermalte
Das Pariser Musée du Luxembourg, wie der Ausstellungspavillon am Rand des Jardin du Luxembourg immer noch genannt wird, zeigt momentan die Ausstellung „Léon Monet, frère de l’artiste et collectionneur“. Sie gilt der Engführung der beiden Biographien mit den gemeinsamen Nennern der familiären Bande, der beruflichen Aktivität in der heimatlichen Normandie und eben der Rolle der Farbe für ihre so unterschiedlichen Karrieren. Sie wirft einerseits Licht auf die Entwicklung Claudes, der in den 1860ern in Paris als Maler hervortritt, dem aber der Durchbruch noch versagt blieb. Andererseits führt sie Léons Aktivität als Chemiker, Unternehmer und Fabrikant vor Augen, der namentlich mit Geigy & Co. in Basel, als ihr Repräsentant in der Normandie, zusammenarbeitete. Über die Ergebnisse genealogischer Forschungen und solcher zur Pionierzeit synthetisch gewonnener Farben hinaus stellt die Schau jedoch den Künstler Claude und dessen Sammler Léon in den Mittelpunkt.
Dass es diesen Bruder überhaupt gab, steht nicht in jeder Biographie des Impressionisten und erst recht nicht, dass dieser ein früher Förderer war. Tatsächlich baute Léon eine Kollektion auf, die Werken seines Bruders, aber auch dessen Mitstreitern wie Pissarro, Renoir und Sisley galt. Léon trat schon 1872 bei einer städtischen Kunstausstellung als Leihgeber auf und ersteigerte 1875 bei einer Auktion in Paris Weiteres. Besonders stolz war er darauf, Claudes erstes Skizzenbuch (1856) erworben zu haben. Das Album enthält Studien von Bäumen, ländlichen Gebäuden oder bei Ebbe schräg auf Grund liegenden Schiffen. Dazu formulierte der Sammler: „Damals schlugen die Kritiker auf ihn ein, indem sie in seinen Gemälden den Beweis dafür erkannten, dass er nicht zeichnen könne. Ach, wenn sie doch hätten sehen können, was er in seiner Jugend gemacht hat!“