Wie die Hauptstadt sich selbst enteignet hat
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Das Tacheles-Gelände, von der Johannisstraße aus: Wohnhaus von Brandlhuber und Petzet Bild: Jens Gyarmaty
Die einen wollen Wohnungskonzerne enteignen, die anderen Geld mit Luxusneubauten machen: Berlins umstrittenes neues Wohnviertel am Tacheles zeigt die Folgen einer kopflosen Stadtplanung.
Drei Nachrichten aus der Welt des Bauens trafen diese Woche aus Berlin ein. Erstens: Keine der möglichen Koalitionen nach der Berliner Wiederholungswahl möchte den Volksentscheid zur Enteignung großer Immobilienkonzerne, für die die Mehrheit der Berliner überraschend stimmte, umsetzen – aber sogar die CDU will ein öffentlich einsehbares Mietkataster, das alle Berliner Wohnungen mitsamt ihrer zulässigen Mieten erfasst, und auch der Rückkauf kommunaler Wohnungen und ein Vergesellschaftungsrahmengesetz sind für sie kein Tabu mehr. Die FDP beklagt das als „Einknicken bei Massenenteignungen“.
Zweitens: Der mit 777 Millionen Euro veranschlagte Erweiterungbau des schon jetzt allergrößten Regierungssitzes der Welt, des Berliner Kanzleramts, soll in diesem Frühjahr beginnen, Schuldenbremse und kriegsbedingte Sparaufforderungen hin oder her. Drittens: Das Tacheles-Quartier, die letzte große Freifläche im Zentrum der Hauptstadt, ist so gut wie fertig bebaut. Die Entwickler haben dort etwas mehr als die Summe investiert, die das neue Kanzleramt kosten soll.
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