Warten auf die Wiederkehr der Wolke
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Etel Adnan (1925-2021), Untitled, 2020 Bild: Estate Etel Adnan/Sfeir-Semler/VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Viele Künstlerinnen haben erst spät im Leben Erfolg, wie auch die im Februar gestorbene Malerin Etel Adnan. Was wir von ihr lernen können, zeigen ihr letztes Buch und eine Münchner Ausstellung.
Von der feministischen Künstlerinnengruppe Guerrilla Girls stammt ein Witz, der immer noch sehr lustig ist. Auf einem Plakat listeten sie 1988 alle vermeintlichen Vorteile auf, die damit einhergehen, Künstlerin zu sein. Einer dieser Pluspunkte lautete: „Zu wissen, dass deine Karriere richtig Fahrt aufnehmen kann, wenn du achtzig Jahre alt bist.“
Damals war Louise Bourgeois das perfekte Beispiel einer Künstlerin, die erst spät im Leben Anerkennung für ein Werk erhielt, das sie die längste Zeit ohne Öffentlichkeit geschaffen hatte. Aber auch heute lautet die bittere Wahrheit, dass viele Künstlerinnen einen langen Atem brauchen, Durchhaltevermögen, finanzielle Unterstützung und am besten Methusalems Alter, um endlich gesehen zu werden. Die jüngere Kunstgeschichte ist reich an Fällen. Die hinreißende Carmen Herrera etwa, Malerin und Bildhauerin, die mit 94 Jahren ihren internationalen Durchbruch feierte und im Februar dieses Jahres im Alter von 106 Jahren in New York starb. Oder Elisabeth Wild, die ebenfalls weit über neunzig war, als ihre fantastischen Collagen 2017 auf der documenta 14 ausgestellt wurden. Oder: Etel Adnan.
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