Kulturpolitik : Brasiliens Kulturminister heißt Gilberto Gil
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Gilberto Gil Bild:
Die Bossa-Nova-Legende tritt mit dem Slogan „Kultur für alle“ an. Doch seine Berufung war umstritten.
Der weltbekannte brasilianische Komponist und Sänger Gilberto Gil (60) wird neuer Kulturminister seines Landes. Gil gab bekannt, dass er eine entsprechende Einladung des designierten Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva angenommen habe, der sein Amt am 1. Januar antreten wird.
Gilberto Gil begann seine Musikkarriere in den frühen 60er Jahren, als der Bossa Nova von den feinen Vororten Rio de Janeiros aus seinen Siegeszug um die Welt antrat. Seine erste Platte nahm er 1962 auf. Als führender Vertreter der Tropicália-Bewegung verband er ab 1967 einheimische Klänge mit Elementen der Rockmusik. Die „Tropikalisten“ brachten die Anhänger der klassischen Populärmusik gegen sich auf. Bei einem legendären Auftritt in São Paulo wurden ihre elektrischen Gitarren mit Tomaten beworfen.
Die Berufung war umstritten
Schon damals war Gil politisch engagiert. 1969 wurde er zusammen mit seinem Sängerkollegen Caetano Veloso von der Militärjunta festgenommen, für mehrere Monate eingesperrt und anschließend für mehrere Jahre ins Exil gezwungen. Seit 1989 war er als Stadtrat in Salvador da Bahia aktiv und unterstützte Lula im ersten Präsidentschaftswahlkampf. Er trat der Grünen Partei bei und förderte mehrere Umweltprojekte.
Seine Berufung zum Minister war trotzdem umstritten, da er Lulas Arbeiterpartei (PT) nicht angehört. 1994 und 1998 machte sich Gil für den Sozialdemokraten Fernando Henrique Cardoso stark. Umstritten ist jedoch vor allem, ob er als Künstler der richtige Mann ist, um das bisher eher schlecht geführte Kulturministerium zu reformieren.
Brasilianische Künstler haben in letzter Zeit gefordert, dass die staatlichen Kulturbehörden weniger elitär agieren und stärker mit den Ressorts Erziehung und Kommunikation kooperieren sollten. „Die Mehrheit der Bevölkerung muss Zugang zur Produktion und zum Konsum von Kulturgütern erhalten“, erklärte der PT-Politiker Luiz Marques. Gilberto Gil, so meinte er, könne diese Politik glaubwürdig vertreten.