Heinrich Campendonks „Die Katze in Berglandschaft”, erst kürzlich im Sprengel Museum Hannover als Fälschung entlarvt, ist wohl auch den Angeklagten zuzurechnen
Einer für alle
Der dritte Verhandlungstag im Kölner Kunstfälscherprozess brachte eine echte Überraschung: Nach einer ersten Unterbrechung, die ein früheres Gespräch zwischen sämtlichen Prozessparteien ergänzte, und nachdem der Vorsitzende Richter das zu erwartende Strafmaß für jeden der vier Angeklagten im Falle einer etwaigen Verständigung genannt hatte, nach einer sich hinziehenden Mittagspause schließlich geschah, worauf nicht nur die Kunstwelt schon seit Monaten wartete. Wolfgang Beltracchi, die zentrale Figur im größten Kunstfälschungsskandal der deutschen Nachkriegszeit, hob mit seiner Einlassung zur Sache an. Unter dem selbstgewählten Titel „Ungemalte Bilder“ übernahm er die volle Verantwortung für sein Tun und legte in einer mehr als einer Stunde währenden Rede ein umfassendes Geständnis ab. Bildreich und gelegentlich nicht ohne Sinn für Komik, allerdings auch im vollen Bewusstsein des Terrains, auf dem er seine kriminellen Aktivitäten entfaltete, schilderte er bis in die Details seine Vorgehensweise. Immer wieder versuchte er, seine mit ihm angeklagte Frau Helene zu entlasten, indem er sich nicht nur eindeutig als den Fälscher bekannte, sondern auch als den Initiator aller betrügerischen Geschäfte. „Hier geht es um Schuld und Sühne“, sagt er gegen Ende. Über deren Verteilung wird das Gericht entscheiden, wenn am morgigen Donnerstag die drei anderen Angeklagten auch gesprochen haben. Eines jedenfalls ist jetzt schon sicher: Die Geständnisse kürzen die Dauer des Prozesses dramatisch ab – es ist noch nicht einmal sicher, ob überhaupt noch Zeugen gehört werden. (rmg)
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Bild: dpa
Heinrich Campendonks „Die Katze in Berglandschaft”, erst kürzlich im Sprengel Museum Hannover als Fälschung entlarvt, ist wohl auch den Angeklagten zuzurechnen
Einer für alle
Der dritte Verhandlungstag im Kölner Kunstfälscherprozess brachte eine echte Überraschung: Nach einer ersten Unterbrechung, die ein früheres Gespräch zwischen sämtlichen Prozessparteien ergänzte, und nachdem der Vorsitzende Richter das zu erwartende Strafmaß für jeden der vier Angeklagten im Falle einer etwaigen Verständigung genannt hatte, nach einer sich hinziehenden Mittagspause schließlich geschah, worauf nicht nur die Kunstwelt schon seit Monaten wartete. Wolfgang Beltracchi, die zentrale Figur im größten Kunstfälschungsskandal der deutschen Nachkriegszeit, hob mit seiner Einlassung zur Sache an. Unter dem selbstgewählten Titel „Ungemalte Bilder“ übernahm er die volle Verantwortung für sein Tun und legte in einer mehr als einer Stunde währenden Rede ein umfassendes Geständnis ab. Bildreich und gelegentlich nicht ohne Sinn für Komik, allerdings auch im vollen Bewusstsein des Terrains, auf dem er seine kriminellen Aktivitäten entfaltete, schilderte er bis in die Details seine Vorgehensweise. Immer wieder versuchte er, seine mit ihm angeklagte Frau Helene zu entlasten, indem er sich nicht nur eindeutig als den Fälscher bekannte, sondern auch als den Initiator aller betrügerischen Geschäfte. „Hier geht es um Schuld und Sühne“, sagt er gegen Ende. Über deren Verteilung wird das Gericht entscheiden, wenn am morgigen Donnerstag die drei anderen Angeklagten auch gesprochen haben. Eines jedenfalls ist jetzt schon sicher: Die Geständnisse kürzen die Dauer des Prozesses dramatisch ab – es ist noch nicht einmal sicher, ob überhaupt noch Zeugen gehört werden. (rmg)
Schuld und Sühne: die Kulturnachrichten vom Dienstag
Kulturnachrichten
Schuld und Sühne
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Der Kölner Kunstfälscher-Prozess beginnt mit einem spektakulären Geständnis. Apple droht eine Klage wegen seiner antisemitischen iPhone-App. Und in Christoph Schlingensiefs afrikanischem Operndorf beginnt die Schule.
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