Er inszeniert noch in Gefangenschaft
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Kirill Serebrennikow bei einem Besuch in Stuttgart. Bild: dpa
Während der Regisseur Kirill Serebrennikow unter Hausarrest steht, werden an seinem Theater in Moskau Alexander Puschkins „Kleine Tragödien“ aufgeführt. Jeder Abend ist ausverkauft.
Der Prozess gegen den Regisseur Kirill Serebrennikow und vier ehemalige Mitstreiter vom Theaterprojekt „Siebentes Studio“ gleicht dem Versuch eines Reptils, ein warmblütiges Wesen durch Bisse zu lähmen. Fast ein Jahr schon läuft das Spektakel im Moskauer Basmannyj-Gericht, bei dem die Ankläger Serebrennikow und seinen Ex-Kollegen vorhalten, sie hätten das „Studio“, das in den Jahren 2011 bis 2014 eine Unzahl Bühnenproduktionen aller Sparten und etliche Künstlerkarrieren auf den Weg brachte, nur gegründet, um mit kriminellen Tricks Staatsgelder zu veruntreuen. Dabei wird die sachliche Unhaltbarkeit der Vorwürfe kompensiert durch ihre stumpfsinnig-bürokratische Wiederholung und die Verlängerung von Haft und Hausarrest der Angeklagten. Immerhin beantragten die Fahnder jetzt, den früheren Theaterdirektor Alexej Malobrodski, der seit acht Monaten in Untersuchungshaft sitzt, in Hausarrest zu überführen.
Die Anzeichen deuten auf einen mächtigen Initiator des ganzen Verfahrens. Oppositionelle Medien verdächtigen den konservativen Bischof Tichon, den Leiter des Kulturrats des Patriarchen, der das jedoch vehement abstreitet, oder einen hohen Geheimdienstler, dessen Sprössling Serebrennikow zu nahe gekommen sein könnte.
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