Wenn Bischöfe herumdrucksen
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Keine Vorverurteilungen: Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz Bild: dpa
Welche Unbedachtheiten ist man bereit in Kauf zu nehmen, solange es gegen den Kölner Kardinal Woelki geht? Sein Amtsbruder Bätzing hält nichts davon, Woelki als Blitzableiter zu benutzen.
Man kann Aufklärung und Aufarbeitung auch so betreiben: im Stil einer Therapiegruppe, die sich selbstreflexiv über den Wandel ihrer Wahrnehmungen klar wird. In etwa so ist es stilbildend geworden bei der Deutschen Bischofskonferenz. Damals, 2002, habe ich die Dinge so gesehen, später dann, 2010, so und heute so, heißt es entlang der allmählich schärfer formulierten Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch. Die Bischöfe beschreiben sich hier selbst als Teil eines Lernprozesses und setzen damit eine therapeutische Rahmenerzählung, in der persönliche Konsequenzen sich im Zweifel psychologisierend auflösen.

Redakteur im Feuilleton.
Die erzählerische Urszene, sieht man recht, spielte im September 2018 in Fulda, als die MHG-Studie über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt wurde. Damals beschrieb ihr Vorsitzender, Kardinal Marx, das Prozesshafte der Einsicht in die eigene Verantwortlichkeit derart beredt, dass man beinahe geneigt war, die Bischöfe als die Opfer ihrer langen Leitung zu bedauern, statt die tatsächlich Betroffenen in den Blick zu nehmen. „Wir haben zu lange weggeschaut“, so Marx damals, Verantwortlichkeit als Entwicklung einer ergebnisoffenen Ahnung inszenierend. „Schon 2010 konnten wir das ahnen. Aber wir sehen es jetzt noch deutlicher, noch tiefer, noch herausfordernder.“
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