Wie authentisch ist „Operation Walküre“? : Wir wollen der Welt vom 20. Juli erzählen
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McQuarrie: Ja, eine Miniserie!
Mussten Sie gewisse Charaktere verändern oder dramatisch zuspitzen, um der Filmgeschichte mehr Spannung zu verleihen?
McQuarrie: Die Figur, die uns die größte Mühe bereitete, war Goerdeler. Wir brauchten in der Gruppe eine Zentralfigur, die in Konflikt mit Stauffenberg geraten und so für einen Ideenaustausch sorgen konnte. Es geht nicht, dass alle ein und derselben Meinung sind, denn ohne Konflikt gibt es kein Drama. Goerdeler bot sich dafür an, weil er mit Stauffenberg nicht immer einverstanden, ja manchmal gegensätzlicher Meinung war. Auch wenn es nie viel Zeit in einer Erzählung gibt, strengten wir uns wirklich an und nahmen uns viel Zeit, zu verstehen, wer er war und woran er glaubte. Er ist in unserer Geschichte aber wohl die Figur, die am wenigstens von allen der Wirklichkeit entspricht. Bei den anderen Figuren konnten wir dagegen meist auf ihre eigenen Worte zurückgreifen. Die Gruppendynamik war da deutlich zu erkennen, was uns sehr gefiel. Am meisten bedaure ich, dass ich nicht mehr Zeit mit den Verschwörern verbringen konnte. In unserem ersten Drehbuch, als wir noch einen viel kleineren Film planten und das Budget schon dafür gesorgt hätte, dass wir vor allem in geschlossenen Räumen drehten, ging es noch um die moralische Untermauerung des Komplotts und weniger um das Komplott selbst. Ironischerweise hätte uns also der kleinere Film erlaubt, die Figuren ausführlicher zu entwickeln, was dann leider wiederum auf Kosten der größeren Geschichte und ihrer Wichtigkeit gegangen wäre.
Hoffmann: Ich will noch einmal auf Goerdeler zurückkommen. Waren Sie mit der physischen Ähnlichkeit des Schauspielers Kevin McNally mit Goerdeler zufrieden? Im Film gibt es da Unterschiede. Mertz von Quirnheim ist leicht erkennbar, Olbricht auch, und Tom Cruise ist fast Stauffenbergs Doppelgänger, sehr überzeugend. Nina Gräfin Stauffenberg überzeugt ebenfalls. Beck habe ich sofort erkannt, ehe er ein Wort gesagt hatte, Goerdeler und Tresckow erkannte ich nur an ihrer Rolle.
McQuarrie: Uns war es am wichtigsten, Schauspieler zu finden, die die Charaktere verkörpern konnten. Am Anfang unserer Suche stand für uns das dramatische Werk. Physische Ähnlichkeit war uns zweitrangig, mit Ausnahme von Figuren wie Hitler und Göring und Goebbels und Himmler, die alle erkennbar sind bis hin zur Karikatur. Wenn wir einen Schauspieler fanden, der äußerlich der historischen Figur entsprach, aber sie auch dramatisch verkörpern konnte, empfanden wir dies als Bonus. Kevin McNally und Kenneth Branagh, der Tresckow spielt, haben wir weniger wegen ihrer physischen Ähnlichkeit als wegen ihrer schauspielerischen Fähigkeiten ausgewählt. David Schofield ist bedeutend jünger als Erwin von Witzleben, den er verkörpert, und einen Schnurrbart hat er auch nicht, aber die gewisse Haltung, mit der er auftritt, und die gewisse Energie, die er ausstrahlt, entsprachen, wie wir fanden, genau der Figur aus dem Drehbuch.
Hoffmann: Als Figur wirkt Tresckow ausgezeichnet, in seinem Fall vergisst man gleich, dass Branagh ihm nicht ähnelt ...
McQuarrie: Er hat schon mal viel Haar!