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Transformers 4 im Kino : Handlungsarme Orgie mit Überlänge

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Wie in der gesamten Transformers-Reihe lautet das einfache Konzept: „Die guten Autobots gegen die bösen Decepticons.“ Bild: ILM / Paramount Pictures

Es geht immer weiter, diesmal sogar mit Sauriern aus Stahl. Der Film „Transformers 4 - Ära des Untergangs“ funktioniert nach genau dem gleichen Konzept wie schon die drei Vorgängerfilme.

          3 Min.

          Diesmal sind es die Dinosaurier, die am Ende die Welt retten. Das sieht dann so aus: Ein feuerspeiender Tyrannosaurus aus glänzendem Stahl stapft durch die Hochhausschluchten von Hongkong und beißt bösartigen Kampfrobotern die Köpfe ab. Was nach der Quatschidee eines Achtjährigen klingt, ist in Wahrheit der dramaturgische Höhepunkt des derzeit erfolgreichsten amerikanischen Kinofilms. In China ist „Transformers 4: Ära des Untergangs“ sogar der erfolgreichste Film überhaupt. Dort spielte der Film innerhalb von zehn Tagen 222,7 Millionen Dollar ein. Weltweit war es bislang schon mehr als eine halbe Milliarde Dollar.

          Wie der Titel anzeigt, kann das nicht am Reiz des ersten Mals liegen. Es ist das immer gleiche, simple Konzept, das die globale Fangemeinde der Roboterkrieger bei jeder Fortsetzung erneut in die Kinos lockt. Die riesigen Kampfmaschinen vom Planeten Cybertron - die guten Autobots gegen die bösen Decepticons - kämpfen immer spektakulärere Schlachten aus. Dabei geht es stets um alles, um das Überleben der Menschheit oder ihren finalen Untergang. Wie und warum, das ist völlig egal. Statt einer guten Geschichte und psychologisch plausiblen Figuren läuft alles auf ein sinnfreies Hau-drauf-Spektakel hinaus.

          Quälend lange Metallschlachten

          Das neue Sequel schließt chronologisch direkt an den dritten Teil an. Diesmal hat sich die CIA mit einem außerirdischen Kopfgeldjäger namens Lockdown (Mark Ryan) verbündet, um alle Transformers zur Strecke zu bringen. Ein Hightechunternehmen möchte zudem die Transformers einschmelzen, um aus dem daraus gewonnenen Supermetall Transformium eigene Transformers zu kreieren.

          Dass Regisseur Michael Bay („Armageddon“, „Pearl Harbor“) Handlung nur als Vorwand für die Verknüpfung von Actionszenen begreift und der Spannungsbogen ihm mehr und mehr zum Fremdwort wird, war nie so offensichtlich wie in diesem vierten Teil. Die Geschichte ist auf so hanebüchene Weise inkohärent und verwirrend, dass man bereits nach wenigen Minuten abschaltet und sich stumpf von den CGI-Effekten und der Kakophonie aus Kampfgeschepper und einem pathetisch dröhnenden Soundtrack berieseln lässt.

          Bereits nach einer halben Stunde hat der Film seine maximale Spannungshöhe erreicht. Von da an wird nur noch geballert. Es dauert dann allerdings noch quälende zwei Stunden (der Film hat eine Gesamtlänge von 165 Minuten), bis Bay endlich das Finale einläutet und seine stählernen Dinosaurier loslässt. Eine offensichtliche Hommage an „Jurassic Park“, dessen Schöpfer Steven Spielberg als Produzent für die „Transformers“-Filme mitverantwortlich ist.

          Fehlbesetzungen, Voyeurismus, Schleichwerbung

          Den ästhetischen Charme von Spielbergs Urzeitwesen kann Bay jedoch zu keinem Zeitpunkt reproduzieren. Trotz all des aufwendigen 3-D-Spektakels gelingen ihm nur vereinzelt eingängige Bilder, darunter eine rasante Kamerafahrt durch ein intergalaktisches Raumschiff und einige beeindruckende Aufnahmen eines Hongkonger Wohnviertels. Der Rest des Films verschwimmt zu einem indifferenten Bilderwust. Und selbst die für Actionfilme typischen Einzeiler sind diesmal kaum der Rede wert („Diese Alienwaffen sind wirklich obergeil“). Sogar das klassische „Hasta la vista, Baby“ verkommt bei Bay zu einem plumpen „Nimm das, Bitch!“.

          Mark Wahlberg kann als fürsorglicher Familienvater nur bedingt überzeugen.
          Mark Wahlberg kann als fürsorglicher Familienvater nur bedingt überzeugen. : Bild: dpa

          Tatsächlich soll „Transformers 4“ nur der Auftakt einer weiteren Filmtrilogie sein. Das Schauspielerensemble wurde dafür komplett ausgetauscht. In der Hauptrolle spielt Mark Wahlberg („The Fighter“, „The Departed“) den alleinerziehenden und chronisch abgebrannten Erfinder Cade Yeager. Eine krasse Fehlbesetzung. Als smarter Tüftler und fürsorglicher Vater ist Wahlberg, der eher den Archetypus des grobschlächtigen Proleten personifiziert, etwa so glaubhaft wie Arnold Schwarzenegger als schwangerer Ehemann.

          Bei der Besetzung der weiblichen Hauptrolle zeigt sich erneut nur Bays Faible für voyeuristische Darstellungen junger Frauen. Nicola Peltz („Die Legende von Aang“) macht als Yeagers 17-jährige Tochter Tessa eigentlich keine schlechte Figur. Nur setzt Bay sie vornehmlich knapp bekleidet in Szene und lässt die Kamera dann genüsslich an ihren nackten Beinen hinaufgleiten. Dass die Figur minderjährig sein soll, macht die Sache umso unangenehmer.

          Das Unerträglichste an „Transformers 4“ ist jedoch die Schleichwerbung, die dem Zuschauer in fast jeder Szene untergejubelt wird. Dass die Transformers die Fähigkeit besitzen, sich in Autos zu verwandeln, dient einzig dem Zweck, diverse Automarken in Szene zu setzen. Ständig werden irgendwelche Markenprodukte als unsinnige Requisiten in die Kamera gehalten. In einer Szene kippt ein Bierlaster der Firma Bud Light um. Das bietet den Anlass dafür, dass Wahlberg sich tatsächlich mitten im Kampfgetümmel ein Bier gönnt. In ihrer plumpen Komik und Werbeästhetik steht diese Szene exemplarisch für den gesamten Film.

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