„Jack Reacher“ im Kino : Weil er Tom Cruise ist
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Eine überraschungsarme Geschichte, ein erster Teil, der mäßig ankam, ein Filmstar, der schon lange keine interessante Rolle mehr hatte: In „Jack Reacher“ produziert Tom Cruise viel Plastikmüll.
Tom Cruise ist in die Jahre gekommen. In jene Jahre, in denen man sich als Superstar mit dank Scientology leicht lädiertem Image ein paar Gedanken machen sollte, wie lange man als Actionstar glaubhaft bleiben kann, ohne übergangslos im Club der müden Actionhelden, bei „The Expendables“ zu landen. Cruise ist 54 Jahre alt, er versucht noch immer, so viele Stunts wie möglich selber zu machen, und das sind, wenn man den Produktionsnotizen glaubt, einige. Er hält in seinen Rollen auch noch immer an jenem altbackenen, schlagkräftigen und ritterlichen Typus von Männlichkeit fest, dessen dunkle Seiten zwanghaft aufgehellt werden, was ihn dann meist etwas langweilig wirken lässt.
Cruise hat nun aber auch, von dem unverwüstlichen Franchise „Mission: Impossible“ abgesehen, schon lange keinen großen Erfolg und auch keine interessante Rolle mehr gehabt, obwohl er früher ein Garant für viele Dollars war. Dass er in „Jack Reacher - Kein Weg zurück“ nun zum zweiten Mal den Titelhelden spielt, obwohl der erste Film vor vier Jahren mäßig bis schlecht lief, mag keine sonderlich gute Entscheidung sein. Aber Tom Cruise glaubt offenbar daran, sonst würde er wohl kaum auch als Produzent agieren.
Der Schriftsteller Lee Child hat diesen Reacher erfunden und in mittlerweile zwanzig Romanen zur Weltmarke gemacht: ein ehemaliger Militärpolizist, der ohne festen Wohnsitz und ohne Sozialversicherungsnummer durch Amerika zieht, ein Kraftpaket von 1,90 Meter, ein Überlebenskünstler, ein klassischer Loner; einer, der immer wieder in hässliche Dinge verstrickt wird, ein Mann mit einem unverrückbaren moralischen Kompass, auf den er sich eher verlässt als auf den Rechtsstaat und dessen Gesetze. Eine ziemlich interessante Romanfigur also. Mit wenig Affinität zur Persona von Tom Cruise.
Kinotrailer : „Jack Reacher 2: Kein Weg zurück“
Das Budget ist, für einen Tom-Cruise-Film zumindest, mit 60 Millionen Dollar sehr moderat. Die Geschichte, nach Childs Roman „Die Gejagten“, ist sehr überraschungsarm. In Edward Zwicks Inszenierung verwandelt sich alles in Routine. Die Verschwörung im Militärapparat ist lahm, die Prügeleien wirken auf Dauer ermüdend, die Schurken immer etwas zu schurkisch, die Familienaufstellung fällt zu schematisch aus: Reacher, seine aparte Nachfolgerin (Cobie Smulders) als Major der Militärpolizei, dazu ein 15-jähriges Mädchen, dessen Mutter eine Vaterschaftsklage gegen Reacher angestrengt hat. Die Schauplätze wechseln, von Virginia nach New Orleans, Cruise’ Mimik und Körpersprache dagegen kaum; unterwegs wird viel Fastfood verzehrt und dabei viel Plastikmüll produziert. Weit fataler jedoch ist, dass zwischen Cruise und Cobie Smulders nichts, aber auch gar nichts knistert - und dass Cruise die Rolle spielt wie ein Zitat seines jüngeren Selbst.
Lee Child ist übrigens auch dabei. Als Sicherheitsbeamter am Flughafen kontrolliert er Cruise, der einen frisch gestohlenen Ausweis vorzeigt. Er winkt ihn durch, obwohl Ausweisbild und Cruise einander kaum ähneln. Cruise dürfte auch schwerlich dem Reacher ähneln, den Child vor Augen hatte, als er die Figur erfand. Er hat ihn auch passieren lassen – weil er Tom Cruise ist.