Sibel Kekilli im Interview : Es ist mein Leben
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Es fällt auf, daß Ihre Nase heute ein wenig stupsiger ist als noch in "Gegen die Wand". Haben Sie sie operiert, um weniger türkisch auszusehen?
Nee, überhaupt nicht. Ich hatte seit meinem 17. Lebensjahr Komplexe wegen meiner Nase, ich fand sie zu lang irgendwie, und ich habe mir seitdem gesagt, wenn ich es mir einmal leisten kann, werde ich sie operieren lassen. Das war mein Traum. Ich muß aber sagen, ich hätte mir die Nase nicht vor dem Film operieren lassen. Die alte Nase gehört noch in diesen Film rein. Aber danach hat für mich ein neues Leben angefangen.
Und das alte holt Sie gerade mit ziemlicher Wucht ein.
Natürlich ist es jetzt für die "Bild"-Zeitung interessant, was ich alles schon gemacht habe, aber diese Aufregung? "Filmdiva" haben sie mich genannt! "Filmdiva" und "Pornostar". Hallo? Ich war eine kleine Pornodarstellerin und mehr nicht. Und als das mit der deutschen Filmdiva irgendwie nicht gezogen hat, anscheinend, da sind sie dann plötzlich die türkische Schiene gefahren, dann hieß es plötzlich: die junge Türkin.
Was ist schlimmer: Daß sich jetzt Bekannte aus Ihrer Vergangenheit zu Wort melden und alle etwas über Sie zu sagen haben - oder daß Ihre Familie da mit hineingezogen wird?
Ich finde alles schlimm. Da melden sich jetzt irgendwelche Leute und behaupten, ich sei "naturgeil" gewesen oder hätte damals schon Starqualitäten gehabt und jeder hätte gewußt, daß ich mal berühmt werden würde. So ein Quatsch! Die kannten mich doch alle kaum. Und natürlich finde ich es auch schlimm, daß sie an meine Eltern herangetreten sind. Aber daß meine Eltern dazu dann auch etwas gesagt haben, finde ich schade.
Wahrscheinlich waren Sie mit der Situation überfordert.
Ich mache ihnen keinen Vorwurf, die stellen das sicher sehr geschickt an, diese "Bild"-Reporter. Jetzt melden sich sogar Leute, die doch eigentlich wissen müßten, daß man sich dazu nicht äußert - ehemalige Lehrer, Amtsleiter. Plötzlich wollen alle immer schon gewußt haben, daß ich es sowieso nicht lange aushalte in der Müllabteilung, weil ich ja immer Star sein wollte oder so. Oder meine Schwester. Ich nehme es ihr zwar nicht übel, wirklich nicht, aber daß auch sie sich öffentlich äußern mußte, das finde ich eigentlich traurig. Aber die Methoden sind halt ziemlich gerissen. Die "Bild"-Zeitung sagt mir zum Beispiel: Wir wollen jetzt an deine Eltern ran. Aber wir können sie in Ruhe lassen, wenn du uns ein Interview gibst. Ich laß mich ganz bestimmt von denen nicht erpressen.
Was sagen Sie denn dazu, daß Uschi Glas Ihnen öffentlich beisteht?
Ganz ehrlich, ich möchte mich bei allen bedanken, die mir beigestanden sind, auch bei Uschi Glas. Ich habe noch nie so einen Rückhalt erlebt in meinem Leben, noch nie.
Glauben Sie, der ganze Rummel um Ihre Person hat eine Auswirkung auf den Film, der am 11. März ins Kino kommt?
Ich glaube, daß da jetzt mehr Leute reingehen werden. Ich würde das den Leuten auch empfehlen: Bevor sie mir gegenüber irgendwelche Vorurteile haben, sollten sie sich den Film erst mal ansehen. Dann können sie immer noch über mich urteilen, aber sie sollten ihn sich erst mal angucken. Ich meine, wir haben mit diesem Film den Goldenen Bären geholt - für Deutschland das erste Mal seit achtzehn Jahren und für die Türkei zum ersten Mal überhaupt. Das sollte man auch nicht ganz vergessen.