De Niro zieht Film zurück : Falsche Impfung
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Autismus ist auch für ihn persönlich ein wichtiges Thema: Robert De Niro Bild: AP
Robert De Niro nimmt einen umstrittenen Film aus dem Programm seines New Yorker Tribeca Festivals. Die Produzenten sehen sich als Opfer einer Verschwörung, Medien wundern sich, wie es überhaupt so weit kommen konnte.
Nachdem Robert De Niro in der vergangenen Woche die Dokumentation „Vaxxed: From Cover-Up to Catastrophe“ aus seinem New Yorker Tribeca Filmfestival zurückgezogen hat, herrscht in den amerikanischen Medien und in Medizinerkreisen Verwunderung darüber, wie es der Film überhaupt in die Auswahl schaffen konnte. Die Produzenten indes schüren einen Entrüstungssturm über eine vermeintliche Regierungsverschwörung.
Der Film handelt von dem vermeintlichen Zusammenhang zwischen Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln und Autismus. Regie führte der vormalige englische Gastroenterologe Andrew Wakefield, der 1998 in „The Lancet“ eine Studie mit gefälschten Daten veröffentlicht hatte, die den behaupteten Zusammenhang belegen sollte. Wakefield ist seither diskreditiert. Die Zeitschrift zog die Studie nach einer Untersuchung des British Medical Council zurück, die dem Autor unehrliches und unverantwortliches Verhalten vorwarf; seine ärztliche Zulassung wurde Wakefield 2010 entzogen. In der Folge fanden zahlreiche wissenschaftliche Studien, unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation WHO, keinen Zusammenhang zwischen Autismus und Impfungen.
Ein „zutiefst persönliches“ Thema
Trotzdem trug Wakefields Veröffentlichung maßgeblich dazu bei, dass Impfungen von Kleinkindern in Amerika, England und Irland dramatisch zurückgingen und sich eine Anti-Immunisierungs-Bewegung formierte, die zahlreiche Prominente, darunter die Fernsehjournalistin Katie Couric, zu ihren Fürsprechern zählt. Im Januar des vergangenen Jahres führte dies zu einem Ausbruch der Masern im kalifornischen Disneyland, der sich auf sechs amerikanische Bundesstaaten ausdehnte.
Wakefields Dokumentation beschäftigt sich mit der angeblichen Unterdrückung von Informationen zur Verbindung von Autismus und der Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln durch die amerikanische Seuchenbekämpfungsbehörde CDC. Zunächst hatte De Niro die Auswahl des Films öffentlich verteidigt und bekannt, dass sein achtzehnjähriger Sohn Elliott an Autismus leide. Er hoffe, dass der Film „Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit einem Thema gibt, das für mich und meine Familie zutiefst persönlich ist“, sagte De Niro.
Doch nachdem zahlreiche Ärzte und Wissenschaftler, darunter ein Netzwerk der Immunization Action Coalition sowie Vertreter von Autismus-Organisationen den Film als unverantwortlich und schädlich für das Festival angeprangert hatten, änderte der Schauspieler und Mitbegründer des Festivals seine Meinung: „Nach einer Prüfung durch das Festivalteam und durch Wissenschaftler glauben wir nicht, dass der Film zu der Vertiefung der Diskussion beiträgt, die ich erhofft hatte.“
Die Macher des Films bezeichnen die Entscheidung der Festivalleitung indes als „Zensur“. Dies, so Andrew Wakefield, „sollte Empörung bei Filmemachern überall auslösen“. Philippe Diaz, der Geschäftsführer des „Vaxxed“-Verleihers Cinema Libre, behauptet, die Festivalleitung habe auf Druck von Sponsoren verwiesen. Verschwörungs-Webseiten im Internet, darunter „Natural News“, schreiben von „totalitären Zensur-Forderungen“ der Pharma-Industrie und bezeichnen die Kritiker des Films als „Trolle aus den Wissenschaftsmedien“. Der Verleih hat angekündigt, den Film in New Yorker Kinos zu zeigen.