Medien : Ausbeutung des Internets
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Der neue Internetauftritt der größten Gratiszeitungskette der Welt sorgt für einen Eklat: Die Seite der schwedischen Metro-Gruppe setzt Verbindungen zu anderen Netzwerken und bedient sich der dortigen Angebote.
Die größte Gratiszeitungskette der Welt, die schwedische Metro-Gruppe, hat einen Internetauftritt aufgelegt, der zu einem „weltumspannenden Dienst“ werden soll.
Auf „www.metro.“, verbunden mit der jeweiligen Landeskennung, will der Verlag der Welt auf allen seinen Märkten präsent sein mit einem Portal, auf dem Anzeigen, elektronische Spiele, Kontaktvermittlungen und bald Nachrichten zu finden sind und von dem man Musik herunterladen kann. Die neue Tochtergesellschaft Metro Modern Media trägt das Portal. Keiner der angebotenen Dienste, die mit Suchfunktion aufgerufen werden können, ist jedoch - zumindest derzeit - von Metro selbst entwickelt: Metro - und das sorgt für den Eklat - setzt Verbindungen zu anderen Netzwerken und bedient sich der dortigen Angebote. Schweden ist der Testmarkt.
Klagen angekündigt
Unmittelbar nach der Freischaltung kündigten andere Verlage Klagen oder zumindest an, das Angebot rechtlich zu prüfen. Durch die Verknüpfung zu Portalen wie Blocket (Schibsted-Verlag), Koll (Bonnier-Gruppe) und Eniro hat metro.se sofort 700.000 Anzeigen für Autoverkäufe oder Stellengesuche auf seinem Netz. Eigene Kunden sollen künftig einen Euro je Anzeige zahlen, wenn sie bei Metro schalten.
Ein Sprecher von Koll sagte, die Kunden seiner Gesellschaft würden „entführt“. Blocket schreibt auf seiner Website, alle Anzeigen seien geschützt, niemand Fremdes dürfe diese nutzen. Ein Blocket-Sprecher zeigte sich überrascht, daß ein börsennotierter Konzern sich „nicht an das Gesetz“ halte. Metros Vorgehen sei zumindest „naiv“.
Den Markt zugänglicher machen
Metro wendet ein, man handele nicht illegal und vergrößere mit seiner Verbindung zu anderen Anzeigen nur den Markt und mache ihn zugänglicher. Falls Metro verklagt werde und verliere, falle nicht nur Metro, sondern das ganze System der Internetsuchmaschinen. Doch selbst bei der Suchfunktion verwendet Metro nicht eine eigene Entwicklung, sondern den Suchdienst „Allaannonsers“, dem andere Medienhäuser bereits eine Klage angedroht haben.
Metro will seinen Internetauftritt auch in Finnland, den Niederlanden und Dänemark anbieten, später in allen siebzehn Ländern, in denen Metro 53 Ausgaben seiner Gratiszeitungen vertreibt: 42 in Europa, sieben in Amerika und drei in Asien mit einer Gesamtauflage von fünf Millionen Exemplaren. Deutschland und Rußland sind die einzigen größeren Märkte Europas, von denen sich Metro fernhält - noch. Er setzt seine aggressive Expansionsstrategie fort: Im März wurde in Ottawa die vierte kanadische Ausgabe begründet, in Italien verteilt Metro seine Postille im ganzen Land, in Ungarn und Hongkong weitet es seinen Vertrieb aus, und in den Vereinigten Staaten veräußerte Metro einen Teil seiner Ausgabe an die „New York Times“.
In Stockholm - wo vor zehn Jahren die erste Ausgabe erschien - legte Metro eine förmliche Beschwerde gegen den Bonnier-Verlag ein, der angeblich Anzeigen an sich zu verziehen suche mit - ausgerechnet - Dumpingpreisen. Seit Oktober 2002 gibt Bonnier die Gratiszeitung „Stockholm City“ heraus. Der deutsche Handelskonzern „Metro“ wiederum hat gestern eine einstweilige Verfügung gegen die Schweden erwirkt für den Fall, daß diese ihr Gratisblatt auch auf den deutschen Markt werfen: „Metro“ soll es zumindest nicht heißen dürfen.