Im Kino: „What a Man“ : Wann ist ein Mann ein Mann?
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In der romantischen Komödie „What a Man“, seinem Regiedebüt, sucht der Schauspieler Matthias Schweighöfer nach wahrer Männlichkeit. Und wahrer Liebe.
Blonde Engelslocken, blaue Augen, Sommersprossen und eine kleine, schmächtige Statur - Alex (Matthias Schweighöfer) ist kein Macho. Er ist der klassische Schwiegersohn-Typ. Immer brav, immer gut gelaunt, immer nachgiebig. Doch damit ist jetzt Schluss: In „What a Man“ möchte Schweighöfers Filmfigur vom Milchbubi zum Macho werden - eine Lebensprobe, die dem Regiedebütanten in der Realität noch bevorsteht.
Nach drei Jahren Beziehung ist Alex für seine blonde Model-Freundin Carolin (Mavie Hörbiger) nicht mehr Mann genug. Sie betrügt ihn mit ihrem Nachbarn und trennt sich. Damit bricht für Alex die Welt zusammen, kavaliersgleich räumt er die gemeinsame Wohnung und zieht vorübergehend bei seiner Sandkastenfreundin Nele (Sibel Kekilli) ein. Mindestens genauso liebenswürdig wie er, schlupft die jedes Wochenende in ein Pandakostüm, um Spenden für den WWF zu sammeln. Alex und Nele scheinen perfekt füreinander zu sein, bleiben jedoch zunächst platonische Freunde und forschen in ihrem näheren Umfeld nach dem passenden Deckelchen für die Zukunft.
In seinem ersten Film als Regisseur zwingt Matthias Schweighöfer den Zuschauer zum Mitdenken, die raffinierten Zusammenhänge offenbaren sich nur dem aufmerksamen Zuschauer. Da gibt es Nele, die sich heimlich selber Briefe schreibt und dennoch unglaublich freut, wenn sie einen davon unter ihrem Frühstücksteller entdeckt. Oder die traumatische Kindheitserinnerung von Alex an seine Schulzeit als molliger Junge unter lauter zickigen Mädchen; an anderer Stelle die verzweifelte Suche nach Nele in einer Menge aus kostümierten Pandas - es scheint, als habe sie ihr Gesicht verloren, nachdem Alex ihr seine Liebe nicht gestehen wollte. Außerdem sehr angenehm: Selbst die teils erotisch überspannten, teils chaotisch zugespitzten Situationen des Films (etwa wie eine besonders anzügliche Baumarkt-Kampagne von Carolin) lassen dem Zuschauer noch Raum für Interpretationen. Schweighöfer widersteht der Versuchung, sein Publikum zu sehr auf das Ergebnis des Films zu drängen, lässt der Geschichte Zeit, sich zu entwickeln und macht sein Debüt somit besonders sympathisch.
Romantische Bankenstadt
Der Regisseur selbst meistert seine Rolle als tollpatschiger Trottel Alex mit Bravour. Aber auch die Auswahl der anderen Darsteller ist geglückt: Elyas M'Barek erhält als bester Freund von Alex unerwartet viel Tiefgang, Nora Jokhosha präsentiert sich konzentriert und kann von einer Szene auf die andere mit den verschiedensten Emotionen spielen, wirklich komisch sind auch die Interpretationen der Nebenfiguren Carolin und Jens (Thomas Kretschmann), die sehr stereotyp, ja überzogen daherkommen. Kekillis Komödien-Debüt ist hingegen nur mittelmäßig erfolgreich: Einige Witze nimmt man ihr nicht ab, dafür glänzt sie in ihren Szenen als nachdenkliche Naturschützerin.
Der Film beweist aber noch etwas anderes: Die Bankenstadt Frankfurt präsentiert sich romantisch, natürlich und urban. Der eiserner Steg oder der Palmengarten, in dem Nele und Alex Kakteen befühlen, sind als Setting unverbraucht. Nicht zuletzt wegen der Kameraführung, die sich stets im Hintergrund hält, kann die Frankfurter Kulisse sogar mit Paris und Venedig mithalten. Weniger abwechslungsreich ist hingegen die Filmmusik: Sie liefert zwar die Antwort auf die Frage, was aus Lena Meyer-Landrut wurde, wird aber insgesamt zu häufig wiederholt und ist dementsprechend eintönig. Bleibt also abzuwarten, ob der schweighöfersche Typ Mann mehr als nur die Herzen der Teeniefans gewinnt.