Sundance Film Festival 2018 : Wieder wach
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Rupert Everett in seinem Film „The Happy Prince“ Bild: Wilhelm Moser, courtesy of Sundance Institute
Rupert Everett als Oscar Wilde, Daisy Ridley als Hamlets Schwester, ein isländisches Debüt: Ein paar Highlights vom Sundance Film Festival 2018, die im Laufe des Jahres in die Kinos kommen dürften.
Auffällig beim diesjährigen Sundance Festival waren Filme, die ihre Geschichte ein wenig altmodisch erzählten. Die Figuren gingen konventionelle Wege, die Kamera fand sie dort, wo man sie erwarten würde, und der Soundtrack diente hier und da als Hervorhebung. 2018 war kein besonders gutes, aber auch kein schlechtes Jahr.
Nach den deutlichen Misserfolgen im letzten Jahr, wie etwa „Patti Cake$“, der im Januar für große Begeisterung sorgte und im Juli schon vergessen war, agierten amerikanische Verleiher jedoch vorsichtig.
Hier ein paar Highlights, die im Laufe des nächsten Jahres in die Kinos kommen dürften:
„Colette“, ein Biopic mit Keira Knightley, die sehr überzeugend eine Feministin avant la lettre spielt, weniger die große französische Schriftstellerin; und „The Happy Prince“, die letzten, elenden Tage von Oscar Wilde, geschrieben von Rupert Everett, der Regie führt und Wilde als schwulen Christus spielt, erschöpft, dem Absinth ergeben, ins Exil getrieben, verachtet und verspottet von seinen einstigen Bewunderern.
„Ophelia“ – Hamlets Geschichte sozusagen aus weiblicher Sicht erzählt. Claire McCarthy hat die Titelrolle brillant mit Daisy Ridley besetzt, Naomi Watts als Königin Gertrude und deren Schwester Mechtild, Clive Owen als Claudius und George Mackay als Hamlet, der eher ein frustrierter Fußballer ist als ein grübelnder Prinz – aber dies ist schließlich eine feministische Neuinterpretation.
„American Animals“, Drehbuch und Regie Burt Layton („The Impostor“), erzählt die Geschichte des missglückten Diebstahls wertvoller Bücher aus einer Universitätsbibliothek in Kentucky im Jahr 2004, darunter Erstausgaben von Audubon und Darwin. Die Kids kommen aus gutem Elternhaus und sind bescheuert. Dazwischen sehen wir immer wieder die echten Täter, die das Drehbuch kommentieren und inwieweit es den Schauspielern gelingt, die Absurdität des Ganzen überzeugend hinzubekommen.
„And Breathe Normally“, das Debüt der isländischen Regisseurin Isold Uggadottir, die sehr ähnlich arbeitet wie die Brüder Dardennes. Eine Afrikanerin wird von einer weißen Grenzbeamtin, selbst hochverschuldet, am Flughafen Keflavik aufgehalten, unweit der kalten nebelverhangenen Bucht von Reykjavik – ein Mix aus Rassenfrage, Einwanderung, Arbeitsmarkt, Familie und Gender.
„The Tale“, von Jennifer Fox, war am Eröffnungswochenende in aller Munde. Laura Fern spielt hier eine Professorin, die mit 48 Jahren unfreiwillig ihren sexuellen Missbrauch im Kindesalter durch ihre charismatische Reitlehrerin und deren Liebhaber aufklärt. Mit Isabelle Nelisse, Jason Ritter, Common und Ellen Burstyn.
„Leave No Trace“, Debra Graniks erster Spielfilm seit „Winter Bone“, mit dem sie 2010 in Sundance triumphierte und der Jennifer Lawrence zum Star machte. Ein Vater lebt mit seiner halbwüchsigen Tochter in den Wäldern bei Portland, Oregon, bis Polizisten und Sozialarbeiter auftauchen und das Paradies zu Ende geht. Die Dämonen, die eine Generation verfolgen, sind der nächsten völlig fremd. Mit Ben Foster und Thomasin Harcourt.