Mariette Rissenbeek hört auf : Die Lotsin der Berlinale geht von Bord
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Der gute Geist der Berlinale: Mariette Rissenbeek Bild: Picture Alliance
Während der Corona-Pandemie gelang es ihr, die Berliner Filmfestspiele auf Kurs zu halten. Jetzt gibt Mariette Rissenbeek ihre Stellung als Geschäftsführerin des Festivals auf.
In den letzten drei Jahren war sie das Gesicht der Berlinale – zusammen mit ihrem Kollegen, dem italienischen Filmkritiker Carlo Chatrian, der neben ihr als Programmdirektor des Festivals amtierte. Jetzt hat Mariette Rissenbeek angekündigt, dass sie ihren Posten als Geschäftsführerin der Berliner Filmfestspiele aufgeben wird. Die 74. Berlinale im Februar kommenden Jahres wird die letzte unter ihrer Leitung sein.
Vor fünf Jahren waren Rissenbeek und Chatrian von der damaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters als neues Führungsduo des Festivals und Nachfolger des langjährigen Direktors Dieter Kosslick berufen worden. Zuvor hatte die 1956 geborene Niederländerin mit deutschem Magisterabschluss im Filmverleihgeschäft gearbeitet und anschließend selbst Fernsehspiele und Kinofilme produziert. Danach war sie zum Team der Branchen-Auslandsvertretung German Films gestoßen, die sie fast zehn Jahre lang leitete.
Sie brachte das Festival durch die Pandemie
Als allein haftende Gesellschafterin war Mariette Rissenbeek bei der Berlinale für ein Budget von mehr als 32 Millionen Euro verantwortlich, das zu vierzig Prozent vom Bund finanziert wird. Während der Corona-Pandemie gelang es ihr, das Weiterbestehen des Festivals zu sichern. Im Pandemiejahr 2021 gab es zwar nur ein digitales „Industry Event“ für Branchenvertreter und Kritiker im März und ein „Summer Special“ mit Open-Air-Veranstaltungen im Juli, aber schon im folgenden Jahr konnte die Berlinale mit Bürgertests und Maskenpflicht wieder im gewohnten Rahmen stattfinden. In diesem Jahr verbuchten die Filmfestspiele 320.000 verkaufte Tickets und damit mehr als 2019.
Die Filmfestspiele befinden sich seit einiger Zeit im Umbruch. Zwar gilt der Mietvertrag für den Berlinale-Palast am Potsdamer Platz noch bis mindestens 2025, aber das Filmhaus, eine der wichtigsten Festivalspielstätten, wird im übernächsten Jahr aufgelöst, das dortige Arsenal-Kino zieht in den nördlichen Stadtteil Wedding. Die Cinestar-Kinos im Sony-Center, in denen Filme der Nebenreihen gezeigt wurden, sind bereits seit 2019 geschlossen.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die als Vorsitzende des Aufsichtsrats der Berlinale-Trägergesellschaft KBB federführend zuständig ist, will nun mit Carlo Chatrian über eine Vertragsverlängerung sprechen. Zugleich kündigte sie an, die Governance-Struktur des Festivals evaluieren zu wollen. Dass Mariette Rissenbeek ihre Tätigkeit beenden wolle, habe sie „mit großem Bedauern“ zur Kenntnis genommen, sagte Roth.