Charlotte Roche : „Ich bin das gute Gewissen“
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Künftig bei Pro Sieben: Charlotte Roche Bild: Pro Sieben
Ein Gespräch mit Charlotte Roche, der Hoffnungsträgerin eines intelligenten Unterhaltungsfernsehens, über ihr Image, ihre Interviews, den Mainstream, den Opa Mick Jagger und die Tratschtante Reinhold Beckmann.
Ein Interview über das Interviewen mit Charlotte Roche, deren neue Sendung im Oktober auf Pro Sieben startet.
Es war einige Zeit lang ziemlich still um Sie - nach dem schrecklichen Unfall, bei dem drei Ihrer Brüder ums Leben kamen, haben Sie ein Kind bekommen, seit einigen Monaten sind Sie wieder in Ihrer Sendung "Fast Forward" beim Musiksender Viva zu sehen. Nun kommen Sie mit Ihrer ersten großen Sendung, ab Oktober, auf Pro Sieben. Wie wird die aussehen?
Es ist eine Interviewsendung. Eine Stunde, eine Person. Es gibt kein Studio, keine Vorgaben, nichts. Die einzige Konstante bin ich. Die Sendung heißt "Charlotte Roche trifft". Am 20. Oktober geht es los, immer montags nach "TV Total".
Eine Interviewsendung: Was kann Charlotte Roche noch aus Menschen herauskitzeln, was man bei Beckmann oder Maischberger nicht schon längst gehört hat?
Das fängt damit an, welche Gäste ich einlade. Da ist allein meine Meinung entscheidend, ob ich mir vorstellen kann, daß ein Gespräch zwischen mir und dieser Person etwas gibt. Das muß nicht heißen, daß ich die Gäste alle mögen muß - ich kann auch Leute interviewen, die ich nicht leiden kann. Aber ich will danach das Gefühl haben, es war gut, unterhaltsam, tiefgründig, interessant, anders als sonst.
Früher haben Sie Sandra Maischberger als Vorbild genannt. Wie finden Sie Ihre neue Talkshow?
Ich kann verstehen, warum sie das macht. Sie hat so die Möglichkeit, andere Gäste zu haben, andere Themen. Aber sie geht an Unterhaltungsleute heran wie an Politiker, und das funktioniert nicht. Man fragt sich, warum sie die so festnageln will, die haben ihr doch nichts getan. Hart nachfragen ist da fehl am Platz.
Gibt es eine Interviewsendung, die Sie gutfinden?
Nein.
Beckmann? Kerner?
Beckmann hält sich für einen unfaßbar tiefgründigen Erfrager von Boris-Becker-Tratsch. Dabei ist das: Tratsch. Er ist eine selbstverliebte Tratschtante mit aufgesetztem ernsten Reportergesicht. Mit diesem Weltleiden und dem Flehen im Blick: Mir können Sie es doch sagen, Herr Becker. Unerträglich. Kerner ist dagegen wenigstens ein bißchen sympathisch, aber ich finde diese Boulevardsachen leider nicht besonders interessant. Das ist Fernsehen für alte Leute, ich hab' damit nichts zu tun.
Würden Sie Dieter Bohlen in Ihre Sendung einladen?
Was um Himmels willen könnte man aus dem noch rausholen? Ich meine das gar nicht aus einem Journalistenethos heraus, so: man muß da jetzt noch eine eigene Note ... Aber Dieter Bohlen trägt ja nun wirklich sein Herz auf der Zunge, da gibt's nichts zu knacken, da gibt's nichts anders darzustellen - der ist so. Und weil er eben überall so ist, kennt man ihn schon. Der ist so durchgenudelt, so RTL, da gibt es keine Fragen mehr, also mir jedenfalls fällt keine ein.
Die neue Sendung ist vollkommen auf Ihre Person ausgerichtet, eine Charlotte-Roche-Interview-Show. Was ist das Besondere an einem Interview von Charlotte Roche?