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Cate Blanchett bei den Oscars : Die Beste ihrer Generation

Sie glänzt in jeder ihrer Rollen: die australische Schauspielerin Cate Blanchett Bild: AFP

Bei der Oscar-Verleihung am 12. März könnte Cate Blanchett für ihren Auftritt in Todd Fields Film „Tár“ ihren dritten Oscar als Schauspielerin gewinnen. Verdient hat sie ihn auf jeden Fall.

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          Über die Qualitäten von Filmschauspielerinnen kann man sich mit vielen Leuten streiten. Nur bei einer sind sich alle einig: Cate Blanchett. Niemand wird ihr überragendes Können infrage stellen, ganz gleich, ob es sich um die Rolle einer lesbischen Liebenden bei Todd Haynes, einer heruntergekommenen High-Society-Frau bei Woody Allen, einer Unterweltgöttin in dem Fantasy-Märchen „Thor“ oder der Elbenkönigin Galadriel im Reich des „Herrn der Ringe“ handelt.

          Andreas Kilb
          Feuilletonkorrespondent in Berlin.

          Seit sie als jungfräuliche Tudor-Königin Elisabeth in Shekhar Kapurs Kostümfilm von 1998 international be­kannt wurde, hat Cate Blanchett bei jedem ihrer Auftritte die Leinwand be­herrscht. Erstaunlich dabei ist, dass sie sich beim Tempo und der Ausrichtung ihrer Karriere nie nach den Ansprüchen der Filmbranche richtete. Wenn es darauf ankam, folgte sie immer ih­rem eigenen Kopf. Nach ihrem ersten Karrierehöhepunkt in den Nullerjahren, als sie als Katharine Hepburn in „Aviator“, als KGB-Agentin in „Indiana Jones“ und in ihrer Paraderolle in der Fortsetzung des „Elisabeth“-Films zu sehen war, zog sie sich für eine Weile in ihre australische Heimat zu­rück, um mit ihrem Mann eine Thea­ter­truppe zu leiten, ehe sie mit Woody Allens „Blue Jasmine“ triumphal ins Ki­no zurückkehrte.

          Abstand zwischen beruflicher und privater Existenz

          Auf jede Studioproduktion, in der sie auftritt, kommt mindestens ein Projekt wie „Stateless“, eine Miniserie, die von den Zu­stän­den in einem Flüchtlingslager in Australien erzählt. Auch „Tár“, der größtenteils in Berlin gedrehte Film, mit dem sie zum achten Mal für einen Oscar nominiert wurde, ist alles andere als ein Mainstream-Produkt.

          In „Tár“ spielt die 53 Jahre alte Blanchett unter der Regie von Todd Field eine brillante und herrschsüchtige Dirigentin, die sich durch ihr eigenes rücksichtsloses Verhalten im­mer mehr Knüppel zwischen die Beine wirft, bis sie schließlich darüber stolpert. Was Lydia Tár in ihrem Le­ben nicht auf die Reihe kriegt, hat ihre Darstellerin für sich selbst um so besser organisiert: den Abstand zwischen beruflicher und privater Existenz. Seit 1997 ist Cate Blanchett mit dem aus­tralischen Au­tor und Dramatiker An­drew Upton verheiratet, mit dem sie drei eigene und ein adoptiertes Kind hat. In der Klatschpresse taucht ihre Familie so gut wie nie auf. Dafür wird ihr Einsatz für Klimaschutz und hu­ma­ni­tä­re Initiativen auch außerhalb des Kulturteils gewürdigt.

          Falls Cate Blanchett also bei der nächsten Oscarverleihung am 12. März abermals einen Academy Award als beste Hauptdarstellerin gewinnt – es wäre ihr zweiter in dieser Kategorie und ihr dritter insgesamt –, dann wird niemand in dieser Auszeichnung eine Verbeugung vor dem Zeitgeist sehen können. Es ist ganz einfach der Preis für die derzeit beste Filmschauspielerin ihrer Generation. Möge sie noch viele unvergessliche Kinorollen spielen wie in „Tár“.

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