Die Braut trug Gelb und Blau
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Die Hochzeit ist ihr letzter Glücksmoment: Szene aus „Tschaikowskis Frau“ des russischen Regisseurs Kirill Serebrennikov Bild: Festival de Cannes 2022
Der ukrainische Präsident hielt eine clevere Rede bei der Eröffnungsgala des Filmfestivals. Und im Wettbewerb lief ein Beitrag des nach Hamburg geflohenen russischen Regisseurs Kirill Serebrennikow.
Am Dienstagabend hielt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Rede vor den Gästen der Eröffnungsgala des Filmfestivals von Cannes. Es war eine Premiere, und es war eine Wiederholung. Denn Selenski hat in den vergangenen Monaten per Videoschalte vor vielen Versammlungen gesprochen, dem amerikanischen Kongress, dem britischen Unterhaus, dem Bundestag. Aber noch nie war er bei einem Filmfestival zu hören. Sein Auftritt unterstrich die Bedeutung von Cannes wie die Dramatik der historischen Situation.
Der Redner Selenskyj beschwor die subversive und befreiende Kraft des Kinos am Beispiel von Charlie Chaplins „Der große Diktator“. Zugleich aber bewies er mit einem Zitat aus „Apocalypse Now“, dass er auch auf der Klaviatur der Cinephilen spielen kann: „Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen.“ Das sollte den Zynismus Putins charakterisieren, zeigte aber auch die rhetorische Cleverness, mit der sich Selenskyj auf jedes neue Publikum einzustellen vermag. Den Krieg der Bilder und Töne hat die Ukraine jedenfalls auch in Cannes wieder gewonnen.
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