Amerika : Das Krümelmonster muß auf Diät
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Dieses Maul bleibt künftig leer Bild: AP
Die „Sesamstraße“ feiert ihren 35. Geburtstag und hat ein neues Lernziel: Abnehmen. Weil die amerikanischen Kinder zu dick sind, muß das keksbesessene Krümelmonster zum Ernährungsexperten umschulen.
Finger weg von den Keksen: Das Krümelmonster soll auf Diät gehen. Nach den erschreckenden Ergebnissen von Studien über den körperlichen Zustand amerikanischer Kinder sieht sich das amerikanische Kinderfernsehen zu Maßnahmen berufen. Zum Jubiläum des fünfunddreißigjährigen Bestehens gibt es - zumindest im Originalprogramm in den Vereinigten Staaten - ein neues Lernziel - nicht Lesen, Schreiben, Rechnen, Essen steht auf dem Programm. Wie man sich richtig ernährt und - bewegt.
"Unser wichtigstes Anliegen sind die Kinder", sagt Dr. Rosemarie Truglio, die beim Sesame Workshop, dem Produzenten der "Sesamstraße", für Forschung und Erziehung zuständig ist. "Und als diese Studien veröffentlicht wurden, fanden wir es nötig, uns des Themas anzunehmen."
Jedes dritte amerikanische Kind ist übergewichtig, zehn Prozent gelten als klinisch fettsüchtig. Bei immer mehr Kindern und Jugendlichen wird der Diabetes-Typ 2 diagnostiziert, der durch Bewegungsmangel, Übergewicht und Fehlernährung ausgelöst wird. Das amerikanische Gesundheitsministerium schätzt bereits, daß die gesundheitlichen Auswirkungen der Fettsucht dramatischer sind als die des Rauchens.
Das Krümelmonster als Prototyp
Die "Sesame Street", das Programm für Kinder im Vorschulalter, ist in den Vereinigten Staaten täglich eine Stunde lang auf Sendung, inzwischen in der 36. Staffel, an diesem Mittwoch vor 35 Jahren lief die erste Sendung. Eines der berühmtesten Markenzeichen der lustigen Lernstunde ist das kekssüchtige Krümelmonster, das sich alles in den Rachen stopft, was ihm in die Quere kommt. Im Licht der Studien erscheint es wie die blaue Verkörperung der Eßgewohnheiten vieler amerikanischer Kinder. Doch jetzt soll das Krümelmonster zum Ernährungsexperten werden.
Der Sesame Workshop lancierte eine Initiative mit dem Titel "Happy, Healthy Monsters", die den Kleinen (und ihren Eltern, wie sich die Pressemitteilung nicht zu betonen schämt) das Einmaleins der Ernährung beibringen soll. "Wir wollen den Kindern zeigen, wie der Körper funktioniert und daß Balance und Mäßigung wichtig für die Gesundheit sind. Dies sind Lehren fürs Leben", so Dr. Truglio.
Grobi als Fitneßcoach
Im August wurden die ersten Episoden gefilmt, von Februar kommenden Jahres an wird der zappelige Grobi (Originalname: Grover) unter dem Motto "Get moving with Grover" die Kinder zu körperlicher Aktivität anhalten. Singendes Gemüse soll bei den Kleinen für kulinarische Sympathien werben, und Lieder über Springen und Hüpfen sollen ihnen Lust auf Bewegung machen. Auch das Krümelmonster wird therapiert. "Statt die ganze Zeit nur zu fressen, wird er künftig auch andere Dinge tun", sagt Rosemarie Truglio. "Und es müssen ja nicht Schokoladenkekse sein. Warum nicht Vollkorngebäck?" Truglio will den Kleinen den Spaß an Süßigkeiten aber nicht völlig vermiesen. "Kuchen und Kekse gehören für Kinder dazu, aber wir werden Nahrungsmittel in ,sometime foods' und ,anytime foods' einteilen."