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Kachelmann und die Medien : Die Abrechnung

„Lichtscheues Gesindel“, „Drecksblätter“: Nach seinem Freispruch greift Jörg Kachelmann vehement Medien an. Mit dem Bild des fröhlichen Wetteronkels vertragen sich seine Tiraden nicht. Sollte ihm jemand zu Demut geraten haben, blieb dieser Tipp ungehört.

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          Kleinlaut zeigt sich der Wettermoderator Jörg Kachelmann nach seinem Freispruch vom Vorwurf der Vergewaltigung nicht. Davon kann sich überzeugen, wer seinen Twitter-Account anwählt. Dort zieht er über die Journalisten und Verlage her, die ihm während des Prozesses nachgesetzt haben.

          Von „lichtscheuem Gesindel“ ist da die Rede oder vom „Pack“, womit Kachelmann seinen Verteidiger Johann Schwenn zitiert, Publikationen aus dem Burda-Verlag benennt Kachelmann als „Drecksblätter“. Genüsslich verweist er zudem auf einen Blumengruß, den die „Bunte“-Redakteurin Tanja May einer Zeugin angeblich zukommen ließ, verbunden mit der Frage, ob sich besagte Zeugin nicht mir ihr zu einem Gespräch treffen könne - vor dem Erscheinen im Prozess.

          Wolkenkumulierer der ARD

          Im Gespräch mit der „Zeit“ betreibt Kachelmann seine Rehabilitierung über den Freispruch vom Vorwurf der Vergewaltigung hinaus. „Es gab keine Gewalt in meinem Leben“, sagte er der Zeitung. Behauptungen über „Grenzerkundungen“ und „Grenzüberschreitungen“ müssten aus der Welt geschafft werden. Zivil- und strafrechtlich werde er „versuchen, alle Leute zu belangen, die das behauptet haben.“ Alles, „was deutschen, schweizerischen und amerikanischen Anwälten einfällt“ wolle er „in die Schlacht werfen.“ Ein Buch über den Prozess hat er schon in Arbeit. „Es soll den Titel Mannheim tragen, Mannheim als Sinnbild des Elends.“

          Der Burda-Vorstand Philipp Welte hat indes rechtliche Schritte gegen Kachelmanns Anwalt Schwenn eingeleitet. Schwenn hatte in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz behauptet, Welte habe Chefredakteure angerufen, um diese für eine negative Berichterstattung über Kachelmann zu gewinnen. Burda will gegen diese Behauptung eine Unterlassungserklärung erwirken. So rechnet Jörg Kachelmann im Verein mit seinem Anwalt also mit denen ab, die mit ihm abgerechnet haben.

          Sollte ihm jemand zu Demut geraten haben, blieb dieser Tipp ungehört. Mit Blick auf das vergangene Jahr mag man das vielleicht verstehen, mit dem Bild des fröhlichen Wetteronkels von nebenan, das Kachelmann als Wolkenkumulierer der ARD von sich geprägt hat, vertragen sich die Tiraden, die er bei Twitter verbreitet, freilich auch nicht. Sie verdüstern eher das Bild.

          Michael Hanfeld
          verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

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