IT-Sicherheitsgipfel : Die NSA-Affäre kam wie gerufen
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BSI-Präsident Michael Hange auf dem Berliner Forum für Cyber-Sicherheit Bild: dpa
Fachleute aus Politik und Wirtschaft diskutierten in Berlin über Cyber-Sicherheit. Europa, so der Konsens, sollte Nutzen aus dem Abhörskandal ziehen. Doch was kann man für die Freiheitsrechte in der digitalen Welt tun?
Es gibt in Deutschland Unternehmen, die binnen Jahresfrist Umsatzsprünge von 350 Millionen auf mehr als eine Milliarde Euro geschafft haben, weil sie mit „Made in Germany“ Vertrauen schafften. Mit Hinweisen wie diesen eröffneten Hans-Dieter Heumann und Michael Hange, die Präsidenten der Bundesakademie für Sicherheitspolitik und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI), das erste gemeinsam veranstaltete Forum für Cybersicherheit in Berlin. Wenn auch der Name des gemeinten Unternehmens ungenannt bleiben sollte, so wurde für die Branche, in dem es tätig ist, umso deutlicher betont: Deutschland sei Weltspitze im Bereich IT-Sicherheit. Das war die Botschaft. Und wenn auch Initiativen wie die De-Mail „in manchen Kreisen ein Reizwort“ sei, zeigten die Bemühungen, dass der Weg der Kooperation von Behörden und Unternehmen richtig sei, sagte Hange.
Die für ihn und seine Behörde wichtigsten Themen – Cloudcomputing; Vernetzung, nicht nur von klassischen Computern, und die mobile Datennutzung – seien gerade einmal vier Jahre alt, sagte er. Entsprechend neu seien deswegen auch die Diskussionen, die nun geführt würden: Wie kann das bereits erarbeitete Wissen zur IT-Sicherheit in die mehr als drei Millionen deutschen Unternehmen überführt werden? Wie lässt sich die Forschung zur Computerforensik fördern? Können die Widersprüche zwischen den Ansprüchen sicherer und anonymer Kommunikation überhaupt aufgelöst werden?
Das BSI versteht sich als „Vertrauensanker“
Das BSI, sagte Hange, werde bei Fragen wie diesen im öffentlichen Interesse tätig sein; als „Vertrauensanker“, „Dienstleister“ und warnende Instanz. Das Aufgabengebiet der Bundesbehörde reiche demnach weit, vom Anbieter für „Sicherheitsclouds zwischen Unternehmensnetzen und Internet“ über Forschungsförderung für Anonymisierungstechnologien bis hin zur Moderation in Sicherheitsfragen für mehrere hundert Unternehmen.
Da auch die Bundespolitik die Zeichen der Zeit erkannt habe, werde das Aufgabengebiet samt der politischen Unterstützung der Behörde nun wachsen, sicherte Cornelia Rogall-Grothe, Staatssekretärin im Innenministerium, Hange explizit zu. „Ältere unter uns“, sagte sie, „konnten in den vergangenen Jahren mehrere technische Revolutionen miterleben, alle so bedeutend wie die Erfindung des Buchdrucks“. Dabei wüchsen die meisten Menschen in die Onlinewelt hinein, ohne es zu bemerken, fügte sie an. Die „Gesamtkomplexität“ der Digitalisierung sei durch niemanden zu überblicken, erst recht nicht zu beherrschen. Das gelte auch für die Betreiber der Netze, denen heute gesellschaftliche Verantwortung zuzurechnen sei.
Aus der beschriebenen Unsicherheit leitete sie konkrete Sorgen ab. Der digitale Wandel erfordere politische Regulierung, das sei auch die Erwartung einer Mehrheit der Bürger. Die wichtigste Ressource deutscher Unternehmen, das Vertrauen, drohe verspielt zu werden, wenn Unternehmen Investoren zum Opfer fielen. Die technische Souveränität Deutschlands zu verteidigen sei auch deswegen ein im Koalitionsvertrag festgeschriebenes politisches Ziel, sagte Cornelia Rogall-Grothe. Deutschland könne dabei auf seine demokratischen Werte und seine solide Infrastruktur im internationalen Wettbewerb setzen.