Islam : Islam: Eine große Religion und Kultur
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Ein FAZ.NET-Dossier zu Geschichte und Kultur einer Weltreligion.
Die Pilgerfahrt nach Mekka fand unter noch schärferen Sicherheitsvorkehrungen als üblich statt. 20.000 Soldaten und 1.755 Kameras überwachten die Wallfahrt der Muslime zur Ka'aba, zum Berg Arafat und nach Mina, dem Ort, wo Satan dem Propheten Mohammed erschienen ist. Doch es blieb ruhig, von einer Ausnahme abgesehen.
Mehrere tausend Iraner skandierten mitten im Strom der weißgewandeten Pilger Parolen gegen die Vereinigten Staaten und Israel. Die Sicherheitskräfte schritten nicht ein, obwohl das saudische Herrscherhaus politische Kundgebungen untersagt hatte. Im Jahr 1987 waren im Rahmen einer ähnlichen Kundgebung mehr als 400 vorwiegend iranische Pilger bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften getötet worden.
Mufti von Saudi-Arabien: "Islam nicht terroristisch"
Für Aufsehen sorgte auch die Ansprache des Muftis von Saudi-Arabien, Abdelasis Al Scheich. Der Mufti klagte über das "ungerechte" Islam-Bild im Westen. „Der Islam ist sehr weit entfernt vom Terrorismus, und deshalb ist es eine große Ungerechtigkeit, den Islam mit Terrorismus gleichzusetzen“, sagte der Mufti in der großen Moschee am Berg Arafat vor mehr als 2,5 Millionen muslimischen Pilgern aus 120 Ländern. „Gegen die wehrlosen Muslime in Palästina Krieg zu führen, das ist Terrorismus und das ist ungerecht“, rief er.
Pilger ohne Lizenz
Ein Problem stellten auch in diesem Jahr jene Wallfahrer dar, die keine Einreisegenehmigung vorweisen konnten und nicht nach Saudi-Arabien einreisen durften. 60.000 waren es in diesem Jahr.
Die Wallfahrt nach Mekka findet einmal im Jahr, im Monat Du l-Hidscha statt. Millionen Muslime aus der ganzen Welt nehmen dann die Reise zu den heiligen Stätten nach Mekka auf sich. Die Pilgerfahrt (Hadsch) mindestens einmal im Leben zu unternehmen, gehört zu den fünf Grundpflichten der Muslime. Jetzt ist es wieder soweit. Zwei Millionen Pilger werden in Saudi Arabien erwartet - doppelt so viele Menschen wie bei den Olympischen Winterspielen.
Die Pilgerfahrt folgt seit knapp 1.400 Jahren einem festen Muster: Die Gläubigen hüllen sich in weiße Tücher - das äußere Zeichen dafür, dass sie in einem Zustand ritueller Weihe sind. In Mekka angekommen, umschreiten sie sieben Mal die Ka'aba. Das würfelförmige Gebäude mit dem schwarzen Stein gilt Muslimen als erstes Haus Gottes auf Erden. Abraham und sein Sohn Ismail (Isaak) sollen es erbaut haben.
Am 8. Dhu l-Hidscha versammeln sich die Pilger in dem Ort Mina östlich von Mekka. Dort vollbringen sie die Steinigung des Satans, den Mohammed dort getroffen haben soll.
Am nächsten Tag wandern sie zum Berg Arafat, wo sie eine Predigt hören und beten. Der Überlieferung nach hielt der Prophet Mohammed auf dem Berg im Jahr 632 n. Chr. seine letzte große Predigt, bevor er kurz darauf starb.
Stolz der Saudis
Der Hadsch ist für Millionen Pilger, aber auch für das saudische Königshaus, ein Ereignis von überragender Bedeutung. Der saudische König trägt den Titel "Diener der beiden heiligen Städte" Mekka und Medina, und die Verwaltung dieser Stätten ist eine wesentliche Legitimation der wahabitischen Herrscherdynastie.
Die Sicherheit der Pilger zu garantieren, genießt daher höchste Priorität. Die Sicherheitskräfte halten auch einen Anschlag nicht für ausgeschlossen. 1979 hatten sich Gegner der saudischen Monarchie in der Großen Moschee von Mekka eingeschlossen und Pilger als Geiseln genommen.
Bei der Befreiung kamen 153 Menschen im Kugelhagel ums Leben. Im Sommer 1987 ging die Polizei gewaltsam gegen die Demonstration iranischer Pilger vor, mit den geschilderten Folgen.