„Idomeneo“-Aufführung : Der Skandal hat sein Opfer
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Polizeischutz für „Idomeneo” Bild: dpa
Nach allen Debatten über die Freiheit der Kunst, nach Sicherheitsschleusen und Polizeischutz, blieb zuletzt nur eine ästhetische spannende Frage: Wie würde „Idomeneo“ die durch und durch künstliche Situation seiner neuerlichen Aufführung bekommen? Die Antwort ist so einfach wie enttäuschend.
Nach allen Debatten über die Freiheit der Kunst, die sich an der Absetzung und Wiederaufnahme von Mozarts „Idomeneo“ in der Deutschen Oper Berlin entzündet hatten, nach Sicherheitsschleusen und Polizeischutz, blieb zuletzt nur eine ästhetische spannende Frage: Wie würde dem Kunstwerk die durch und durch künstliche Situation seiner neuerlichen Aufführung bekommen, mit einem musikalisch mehr oder weniger desinteressierten Publikum in eine Art Hochsicherheitstrakt eingesperrt zu sein?
Die Antwort ist so einfach wie enttäuschend. Sie lautet: gar nicht. Jedenfalls nicht bis zur Pause. Das Kunstwerk zieht sich zurück, verliert seine Energien, schleppt sich hölzern dahin und verläppert in Albernheiten. Das Einzige, was an diesem Abend seine sprengende Kraft hätte entfalten müssen, wäre Mozarts „Idomeneo“ gewesen, diese kreative Explosion sondergleichen. Doch von dem kühnen, alle Relikte des Seria-Schemas mit sich hinfortreißenden Atem der Komposition ist unter Ralf Weikerts musikalischer Leitung am Pult des Orchesters der Deutschen Oper leider gar nichts zu hören.
Auch die sängerischen Leistungen enttäuschen fast durchweg. Nicole Cabell entwickelt als trojanische Prinzessin Ilia ein schönes Timbre, bleibt aber merkwürdig unkonturiert. Mihoko Fujimura als Idamante trägt schrill und scharf vor, zeigt erhebliche Unsicherheiten in der Intonation, und Raúl Giménez' Idomeneo ist schockierend schwachbrüstig. Die Musik, so viel zeigt sich zur Pause, ist dem Skandal zum Opfer gefallen.