
Wirecard – Der Film
05.08.2020 · Die Geschichte um Aufstieg und Fall der Firma Wirecard ist noch nicht zu Ende, da ist schon ihre Verfilmung in Arbeit. Es geht um Geld, sehr viel Geld, das nicht existiert. Um einen riesigen Schwindel. Um betrogene Anleger, um Geheimdienste, Politiker. Und um Reporter, die den Schwindel aufdecken und sich dabei selbst in Gefahr bringen. Guter Stoff, Schauplätze auf der ganzen Welt. Es wird dauern, bis der Film Premiere hat. So lange wollten wir nicht warten. Und haben Filmautoren gebeten, spontan und ohne große Recherchen schon mal einen Anfang zu entwerfen.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von ZOË BECK
STRASSE VOR SCHULE
AUSSEN/TAG
Vor einem Kindergarten in einem gediegenen Londoner Vorort. FRASER PERRING (43), der berüchtigte Leerverkäufer, nicht wirklich schlank, Brille, Glatze, angegrauter Fünftagebart, sitzt in einem weißen Audi SUV, der am Straßenrand parkt, und winkt OLIVIA (4) zu. OLIVIA trödelt vor dem Eingang herum, scheint zu schmollen, kickt Steinchen weg. Etwas abseits stehen zwei Männer, JURIJ (26) und BORIS (32), beide sportlich, gut gekleidet, sie unterhalten sich und lachen dabei.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von VOLKER HEISE
Ein MANN spricht direkt in die Kamera. Neutraler Hintergrund. Keine Hinweise auf den Ort oder die Zeit. Eine weiße Wand, künstliches Licht.
Der MANN: Ich weiß, was Sie denken. Sie denken, ich bin schuldig. Natürlich denken Sie das. Ich nehme es Ihnen auch nicht übel. Wirklich nicht. Ist schon in Ordnung. Die meisten Menschen denken das. Ich habe mich daran gewöhnt. Es ist nicht immer einfach, aber so ist es eben.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von DOMINIK GRAF
Verantwortlicher ist im Haupthaus. Es ist ein früher Moment der Affäre, als es im Hintergrund schon schwelt, aber der Qualm noch eher unsichtbar am Boden entlang kriecht wie der von Gott abgelehnte Opfer-rauch des biblischen Kain. Der Prüfer, der heute einen blauen Sebastian-Kurz-Geschäftsanzug mit engen Hosenbeinen trägt und darin einen verklemmten Gang hat, wird also im Zentrum des Bösen vorstellig, weil ihm bereits wochenlang Unterlagen vorenthalten werden oder übersandte Unterlagen Zeichen von Manipulation aufweisen.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von LEANDER HAUßMANN
An einem Esstisch, auf dem sich noch immer die Reste eines Frühstücks befinden, sitzt ein Mann Mitte vierzig. Er hat noch immer seinen Hugh-Hefner-Morgenmantel an. Sein Blick ist ruhig.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von ROMUALD KAMARKAR
Zwei ältere Schauspieler während einer Drehpause. Der eine liest in einer Zeitung die neuesten Entwicklungen zu Wirecard, der andere hält Kampfners Buch „Why the Germans Do it Better“ in der Hand, etwas geht ihm durch den Kopf. Neulich habe er den peinlichen Auftritt des deutschen Wirtschaftsministers bei der Seidenstraßenkonferenz in Peking gesehen, ruft er seinem Kollegen zu, in einem Jahresrückblick. Da nur Regierungschefs an den Konsultationen teilnehmen durften, haben sie die arme Sau im Rahmenprogramm durch die Verbotene Stadt geschleift.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von PHILIPP KÄßBOHRER
WIEN PRATER – AUSSEN/NACHT
Zwei Jungs sitzen im Feuerwehrauto eines Karussells. Einen Stapel Karussellchips in der einen, eine Tüte mit buntem Schaumzucker in der anderen Hand. Zwischen ihnen klemmt eines dieser verunglückt zusammengenähten ALF-Kuscheltiere, wie es sie nur auf Jahrmärkten gibt. Spätestens der Blick auf die Kette aus bunten Zuckerperlen sowie die passende, halb abgeknabberte Armbanduhr, lässt erkennen, dass es sich um einen außergewöhnlichen Familienausflug handelt.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von CHRISTOPHER ROTH
LIBYEN. MITTAGSSONNE. WINDSTILL.
Ein paar Beduinen auf Kamelen beobachten, wie mehr als 60 Panzer über eine Düne kommen. Jan Marsalek und Johann Gudenus verfolgen das Geschehen in Uniformen, abgetragenen Uniformen aus Russland. Sie trinken Red Bull und tragen Red-Bull-Kappen.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von DIETRICH BRÜGGEMANN
AUSSEN – GEFÄNGNISHOF – TAG
Texteinblendung: November 2011.
Hofgang im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim. TOBIAS BOSLER und ein Mitgefangener namens WASSILI stehen in einer Ecke.
TOBIAS: Shortseller heißt: Du verkaufst Aktien, die du gar nicht besitzt, sondern geliehen hast, weil du erwartest, dass der Preis fallen wird und du sie danach billiger wieder zurückkaufen kannst.
WASSILI: Also ich leihe mir einen Porsche, verkaufe ihn dann für 100 000, dann fallen die Porsche-Preise, ich kaufe ihn für 70.000 zurück, gebe ihn zurück und habe 30 000 Gewinn?
TOBIAS: Genau.
WASSILI: Und was, wenn der Käufer ihn nicht zurückverkaufen will? Dann habe ich einen geliehenen Porsche verkauft und kann ihn nicht zurückgeben. Gibt Ärger.
Wirecard – Der Film, ein Anfang von RICHARD KROPF
EXT. KREUZUNG IN DER WÜSTE / KALIFORNIEN – DÄMMERUNG
WRUUMMMMM ... Eine Kreuzung im Nirgendwo der Wüste Kaliforniens. Ein Lamborghini Huracán Spyder in Giftgrün driftet immer im Kreis. Rauchende, quietschende Reifen. Motorengedröhn. Staub.
Eine ruhige Stimme mit Wiener Dialekt über die folgenden Bilder:
MARKUS BRAUN (OFF): Wir Österreicher haben seit jeher die Sehnsucht, groß zu sein. Anerkannt zu werden. Vor allem von den Deutschen. Und die Deutschen – die wollen auch anerkannt werden, aber nicht von den Österreichern, sondern von der ganzen Welt. Sie brauchen Helden ...
QUICK SHOTS:
Boris Becker reißt die Arme nach dem Matchball Wimbledon 1985 in die Luft.
Michael Schumacher mit einer Champagner-Dusche.
Mario Götze mit dem WM-Pokal 2014.
MARKUS BRAUN (OFF): Aber das ist nur Sport. Die Industrie schwächelt. Die Autobranche liegt am Boden.
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