
Intendantenwahl im HR : Unentschieden
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Bis Ende Februar des kommenden Jahres ist er noch im Amt, und dann? Manfred Krupp, der Intendant des Hessischen Rundfunks, vor einer Satellitenschüssel mit dem Logo des HR. Bild: dpa
Der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks hat keinen der beiden vorgeschlagenen Kandidaten zum Senderchef gewählt. Was bedeutet das? Und wie geht es weiter?
Das muss man den Rundfunkräten des Hessischen Rundfunks lassen: Sie stehen zu ihrer Überzeugung. Jede und jeder einzelne von ihnen. Anders als die Fernsehräte im ZDF, von denen knapp eine Hälfte zwei Wahlgänge lang die Kandidatin Tina Hassel unterstützte und dann, als diese zurückzog, fast geschlossen dem im Folgenden zum Intendanten gewählten Norbert Himmler die Stimme gab, standen die 32 Hessen-Räte dreimal hintereinander zu ihrem Votum: Sechzehn stimmten am vergangenen Freitag für die HR-Betriebsdirektorin Stephanie Weber, sechzehn für den stellvertretenden ARD-Programmdirektor Florian Hager.
Nun beginnt der Prozess von vorn. Die Findungskommission sucht und schlägt zur nächsten Sitzung am 3. Dezember Kandidaten für die Nachfolge des Ende Februar 2022 in den Ruhestand gehenden Intendanten Manfred Krupp vor. Das können die beiden Kandidaten sein, die zur Wahl schon standen, es können aber auch neue Bewerber hinzukommen.
Mit dem Ergebnis habe er persönlich gerechnet, sagte der Chef der Findungskommission und des Rundfunkrats, Rolf Müller, nach der Wahl. Er finde das Ergebnis nicht schlecht, zeige es doch, dass es sich hier um einen demokratischen Prozess handele. Gleichwohl habe sich wohl jeder eine Entscheidung gewünscht.
Salomonische Einordnung
Das ist sehr salomonisch gesprochen von Müller, der den Sender und den Rundfunkrat, dem er seit 2001 angehört, in- und auswendig kennt. Doch zeigt der Gleichstand im Wahlgremium auch, dass sich die Räte, was die künftige Richtung des HR angeht, gefestigt uneins sind. Stephanie Weber steht mit ihrer Expertise vor allem dafür, den Sender, der Rekordminusergebnisse erzielt, aus den roten Zahlen zu holen. Florian Hager verkörpert den in der gesamten ARD zu spürenden Drang, zu einer öffentlich-rechtlichen Plattform im Netz zu werden.
Diese Schwerpunkte prägten, wie zu hören ist, auch die Präsentationen der beiden Kandidaten am vergangenen Freitag. Einen gemeinsamen Nenner freilich, heißt es, hätten beide gehabt, und daran liege auch allen 32 Rundfunkräten – die Eigenständigkeit des Hessischen Rundfunks zu erhalten.
Ob eine der größeren ARD-Anstalten überhaupt den Drang verspürte, den HR zu übernehmen, ist freilich die Frage. Wer einem solchen Szenario entgegentreten will, braucht nicht nur siebzehn Stimmen im Rundfunkrat, sondern einen überzeugenden Plan.