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Hilferuf aus San Francisco : Wer hält Google auf?

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Die gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation Consumer Watchdog forderte das Justizministerium kürzlich auf, „Google die geplante Übernahme von Waze, einem Navigationssystem für Mobilgeräte, aufgrund kartellrechtlicher Bedenken zu untersagen. Google nimmt mit Google Maps bereits eine marktbeherrschende Position ein. Der Internetriese konnte seine Dominanz durchsetzen, indem er bei seinen Online-Suchergebnissen seinen eigenen Dienst gegenüber Konkurrenten wie Mapquest unfair bevorzugt. Mit der angekündigten Übernahme von Waze würde Google seinen schärfsten Konkurrenten für Google Maps ausschalten. Außerdem würde Google Zugang zu noch mehr Daten über Online-Aktivitäten bekommen, seine marktbeherrschende Stellung also noch weiter ausbauen können.“ Google will sich offenbar alle Kartendienstanbieter und überhaupt so viele Dinge einverleiben, dass auch wir am Ende Google gehören werden.

Google auf den Straßen

In Europa ist ein Verfahren gegen Google Android anhängig. Den Aufstieg von Google kann man anhand der kartellrechtlichen Verfahren nachverfolgen, die das Unternehmen gewonnen hat. Google hat übrigens Motorola übernommen. Und dass Youtube zu Google gehört, wissen Sie bestimmt. Auf der Rangliste der meistbesuchten Websites nimmt Google die Plätze zwei und drei ein. (Die Nummer eins ist Facebook, und zwei andere der führenden sechs Unternehmen sitzen ebenfalls im Silicon Valley.)

Ein Google-Bus steckt in San Francisco fest: Standbild aus einem Youtube-Video
Ein Google-Bus steckt in San Francisco fest: Standbild aus einem Youtube-Video : Bild: www.youtube.com

Stellen wir uns vor, wir schreiben das Jahr 1913. Post, Telefon, öffentliche Bibliotheken, Verlage, Messtischblätter, Lichtspielhäuser und Atlanten sind weitgehend in der Hand einer einzigen Firma, die im Verborgenen operiert und keinerlei öffentlicher Kontrolle untersteht. Ein Jahrhundert später ist das mehr oder weniger die Situation, die wir im Internet haben. Ein New Yorker Investor schrieb, dass Google sich das ganze Internet unter den Nagel reißen wolle, und stellte die Frage: „Wer wird Google aufhalten?“ Diese Frage stellen wir in San Francisco die ganze Zeit, weil Google sich nicht nur auf unseren Computern breitmacht, sondern auch auf unseren Straßen. Im Februar habe ich über den „Google Bus“ geschrieben - die Armada privater, mit WiFi ausgestatteter Luxusbusse, die auf unseren Straßen fahren und unsere Haltestellen nutzen, dabei oft die städtischen Busse und deren Fahrgäste behindern. Google, Apple, Facebook und Genentech haben einige der größeren Flotten, die meist ungekennzeichneten weißen Busse sind zu einem Symbol der Transformation von San Francisco geworden.

Die Problematik der Kritik

Carl Nolte, Kolumnist des (dahinsiechenden) „San Francisco Chronicle“, schrieb über die künftigen Bewohner der 22.000 in Bau befindlichen Luxusappartements: „Diese Leute werden Neu-San-Franciscoer sein und andere Werte haben. Bald werden uns die fortschrittlichen Politiker von 2012 wie merkwürdige Fossile vorkommen, vergleichbar den kommunistischen Hafenarbeitern, die der Schrecken unserer Großväter waren. San Francisco ist schon heute eine Hightech-Stadt, eine teure Stadt, unbezahlbar für Familien der Mittelschicht. Eine Stadt, in der der Anteil der schwarzen Bevölkerung dramatisch gesunken ist und die Gentrifizierung des Mission District voranschreitet. Sie finden, es ist hier teuer? Sie werden sich noch wundern. Dies sind die guten alten Zeiten, aber bald wird alles vorbei sein. Wir sind an einem Wendepunkt angelangt.“

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