Geschlechter in Auflösung
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Warum soll man Frauen und Männer, die man in fast allem Wesentlichen für gleich hält, ein Leben lang unterscheiden? Diese Mystifikation ist längst überholt. Ein Gastbeitrag.
Konflikte von Transsexuellen mit der Schriftstellerin Joanne Rowling und der Philosophin Kathleen Stock oder der Frauenzeitschrift „Emma“ mit der Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer erscheinen auf den ersten Blick wie ein innerfeministischer Streit zwischen Queerfeminismus und Gleichheitsfeminismus. Ein zweiter, soziologischer Blick zeigt etwas anderes: eine Etappe in der Geschichte des Geschlechtswechsels und der Geschlechterdifferenzierung.
Alle uns bekannten Gesellschaften haben Formen der Geschlechtsklassifikation entwickelt, durch die sie auf die eine oder andere Weise an die von den Körpern Neugeborener angebotenen Unterscheidbarkeiten anschließen. Indem sie Geschlechtskategorien und -kriterien, Eigenschaftszuschreibungen und Verhaltenserwartungen für ihre Geschlechter entwickelten, bringen sie die kulturelle Tatsache namens Gender hervor. Diese Sinndimension der Geschlechterdifferenzierung wird gebraucht, weil es nicht durch die Natur gesichert ist, dass aus den Weibchen und Männchen, als die Menschen geboren werden und über welche die Biologie allerlei Wissenswertes und Nützliches in Erfahrung gebracht hat, auch Mädchen und Jungen, Frauen und Männer, also Bewohner sozialer Kategorien werden.
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