
Frankfurter Buchmesse : „Leuchtturm“ ohne Leuchten
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So wird es auf der Frankfurter Buchmesse in diesem Herbst nicht aussehen: Ihre Hallen bleiben Geschlossen. Bild: dpa
Sie kam zu spät, doch nun ist die Entscheidung gefallen: Die Frankfurter Buchmesse wird im Oktober nur auf virtuellem Wege zu besuchen sein. Kann das funktionieren?
Die Frankfurter Buchmesse findet statt. Aber ohne Aussteller, ohne Verlage, ohne Hallen. Wie soll das gehen? Der Fokus solle nunmehr auf dem virtuellen Angebot liegen und auf Veranstaltungen in der Stadt, teilte der Buchmesse-Chef Juergen Boos einer verdutzten Buchbranche mit. Es ist die richtige Entscheidung zum falschen Zeitpunkt. Die Corona-Pandemie hatte die meisten Veranstalter von kulturellen Großereignissen dazu bewogen, in diesem Jahr zu pausieren. Die Kunstmessen in Basel und Miami wurden ebenso abgesagt wie die Wagner-Festspiele in Bayreuth. Die Salzburger hingegen wagten ihr hundertjähriges Festspiel-Jubiläum. Es ist gutgegangen, mit einem verschlankten Programm – Monolog statt Massenszenen, Liederabend statt Großoper – und vielen Freiluftaufführungen.
Für die weltgrößte Buchmesse mit mehr als dreihunderttausend Besuchern, die sich an vier Tagen durch die Hallen drängen, konnte man sich das kaum vorstellen. Doch Boos hatte die Vision einer „Leuchtturm“-Veranstaltung, die gerade in Zeiten des Abstands dafür stehen sollte, wie wichtig physische Begegnungen sind. Dass er an dieser Idee nicht länger festhalten kann, ist bedauerlich. Dass die Entscheidung allerdings jetzt erst fällt, nachdem an der Verwirklichung eines Messekonzepts ein halbes Jahr herumgedoktert wurde, ist verheerend. Nicht nur, weil diese jüngste Wendung das Renommee der Messe beschädigt.
Ein frühzeitiger, klarer Schritt wäre ein Signal gewesen
Ausgerechnet die Kommunikationsstrategie dieser Messe war von Beginn an ein Desaster, als verkündet wurde, die Konzernverlage machten mit, nur um dies tags darauf zu dementieren. Später wurden irre Pläne ventiliert über die Zusammenlegung mit Musik- und Gamingmessen, als sei die Frankfurter Buchmesse ein Komapatient, der beatmet werden müsse. Nicht zuletzt die Verlage, die allen Widrigkeiten zum Trotz bereit waren, an der Boutique-Messe festzuhalten und alle Energie in deren Vorbereitung steckten, müssen sich jetzt düpiert fühlen. Sie hätten Zeit, Kraft und Geld besser aufwenden können, um ihre Bücher und deren Autoren ins Gespräch zu bekommen. Ein frühzeitig klarer Schritt wäre ein Signal gewesen. Jetzt haftet dem Digitalauftritt, der vom Bund mit vier Millionen Euro unterstützt wird, Zweitklassigkeit an.