Frankfurter Buchmesse : Kunst ist eben doch keine Demokratie
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Bild: Greser & Lenz
Auf der Frankfurter Buchmesse macht sich das Selfpublishing immer breiter. Bleibt überhaupt noch Platz für richtige Verlage? Wir hafteten uns an die Fersen der kühnen Selbstverleger.
In einem bestimmten Teil der Buchmesse trifft man auf Menschen, die da auch mitmachen wollen, aber irgendwie auch wieder nicht. Neben dem Glänzenden wächst etwas Neues. Das überarbeitete Hallenkonzept der Messe holt nicht nur die internationalen Verlage aus dem Abseits und verteilt sie auf die zentralen Ausstellungsflächen. Die Frankfurter Buchmesse setzt in diesem Jahr mit Selfpublishing einen besonderen Schwerpunkt. Ein Teil der Buchmesse ist dafür reserviert. Es ist dort ein bisschen dunkler als überall sonst: eine zugige Ecke in Halle 3.0, umgeben von internationalen Kinderbuchverlagen, darunter der leere Stand eines Ausstellers aus Iran, direkt neben dem Satiremagazin „Titanic“ und Ständen, die vollgestopft sind mit hässlichen Plüschtieren. Im Verhältnis zum Rest ist die Selfpublishing-Fläche klein, doch der Bereich wächst. Das liegt an der unglaublichen Energie, die alle Beteiligten in die Sache stecken. Manche Verlage wie Suhrkamp, Hanser, S. Fischer werden mit dieser Entwicklung wohl nie in Berührung kommen. Viele anderen tun längst mehr, als nur auf die Selfpublisher zu schielen.
Hier, wo die Bücher Titel wie „Schokolade zum Verzehren“, „Traummänner und deren Hirngespinste“ oder „Die Katzen Lady“ tragen, haben sie sich also versammelt. Das Autorensofa - nicht zu verwechseln mit dem Blauen Sofa - ist dieses Jahr zum ersten Mal auf der Buchmesse. 42 Autoren beziehungsweise Autorinnen, denn es sind fast nur Frauen, wollen hier ihre Leser treffen. Sie alle sind Selfpublisher, sie veröffentlichen ihre Bücher ohne einen Verlag: Krimis, Thriller, Softpornos und natürlich Liebesromane. Ein Cover ist knalliger als das andere. Auf dem roten Sofa im Barockstil sitzen die stolzen Autorinnen und machen Fotos voneinander. Aufregend ist das.
Eine schlauere Art der Werbung
Selfpublishing ist längst ein Geschäft, das die ganze Buchbranche betrifft. Immer mehr große Verlage bieten entsprechende Plattformen an oder gründen Imprints, bei denen Autoren, für die Selfpublishing in Frage kommen würde, ihre Manuskripte einreichen können. Carlsen und Ullstein zum Beispiel. Auf der Buchmesse findet man davon allerdings keine Spur. Bei Carlsen muss der Mitarbeiter erst in Ordnern blättern, bis er die Abteilung gefunden hat, die dafür zuständig ist: Business Development. Es sei ja doch eher leichte Kost, heißt es bei Ullstein. Also nichts, was man auf der Buchmesse präsentieren will am Stand zwischen dem roten Autorensofa und der Selfpublishing-Area.
Was diesen Bereich eigentlich auszeichnet, ist etwas anderes. Es sind die Dienstleister, die sie einrahmen. Sie wollen alle dasselbe: die Selfpublisher von sich überzeugen. Bei der Eröffnungspressekonferenz der Selfpublishing-Area erwähnt der Moderator Cornelia Funke, von der es kürzlich hieß, sie sei nun Selfpublisherin, weil sie in den Vereinigten Staaten einen Verlag gründete. Johannes Monse vom Dienstleister Ruckzuckbuch relativiert. Cornelia Funke sei berühmt. „Für die meisten Selfpublisher ist das nicht vergleichbar.“