Film : Vom Agenten zum Superhelden - der neue 007
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Gerührt, nicht geschüttelt: Bond bei Dienstbesprechung mit Leibgetränk Martini Bild: MGM
„Stirb an einem anderen Tag“: Der neue Bond zeigt wieder Weltpolitik aus dem Blickwinkel eines Draufgängers und Lebemanns.
Wer dieser Tage frühe Bond-Filme wie „Dr. No“ und „Goldfinger“ sieht, dem fällt auf, wie ruhig sie geschnitten sind, wie gemächlich die Geschichte vor unseren Augen abläuft. Das höchste an Action war eine Auto-Verfolgungsjagd durch die Innenstadt oder, wie in „Goldfinger“, eine Rallye mit Wüstenfahrzeugen, die durch die Dünen purzelten.
In den seit der Premiere von „Dr. No“ vergangenen 40 Jahren wurden die Filme immer rasanter und die Verfolgungsjagden immer wichtiger. Das jüngste Bond-Abenteuer, „Die Another Day“, das jetzt in London seine Weltpremiere feierte und am 28. November in Deutschland anläuft, scheint nun vollends um die Action und um die Explosionen herumgebaut.
Der Film, bei dem diesmal Lee Tamahori Regie geführt hat, beginnt schon mit einer spektakulären Action-Szene. Zwischen turmhohen Wellen, sogenannten Jaws, surfen zwei Wellenreiter in der Dunkelheit vor der Küste Nordkoreas und erreichen schließlich das Ufer. Woher sie kommen, wissen wir nicht, doch als die beiden an Land ihre Surfanzüge ausziehen, erkennen wir Pierce Brosnan.
Action steht im Mittelpunkt
Der gibt sich als Waffenhändler aus, der von nordkoreanischen Milizen Kampffahrzeuge kaufen möchte. Bezahlen will er mit Diamanten. Doch als der Deal gemacht scheint, wird Bond enttarnt. Und schon rollt die nächste Action-Szene ab: eine wilde Verfolgungsjagd mit Luftkissenbooten durch vermintes Gelände, wobei Brosnan die Landminen in voller Fahrt mit seiner Pistole in die Luft jagt. Es wird noch viele solcher Action-Szenen geben: eine Verfolgungsjagd zwischen Bond im Aston Martin und Gegner Zao im giftgrünen Jaguar auf einem zugefrorenen See in Island, Bonds Flucht in einem dragsterartigen Eisflitzer, ein altmodisches Fecht-Duell mit dem Bösewicht Gustav Graves (mit Popstar Madonna als zuschauender Fechtlehrerin), schließlich ein freier Fall im Hubschrauber aus einem abstürzenden Jumbo-Jet. Zwischendurch ist Bonds Wagen in Aktion, den der Agent diesmal auf Knopfdruck unsichtbar machen kann.
„Stirb an einem anderen Tag“ folgt mehr als jeder andere Bond zuvor dem Prinzip der Überwältigung des Zuschauers: Für die sorgen neben den Gefahren, in denen sich der smarte Agent bewährt, wieder die coolen Einsätze an exotischen Orten und der Sex-Appeal der Bond-Girls. Diesmal heißt Bonds Partnerin Jinx (Halle Berry) und ist hinter demselben Schurken her wie er. Jinx ist gescheit und selbstbewußt, aber dabei kein männerfressendes Monster wie weiland Grace Jones. Sie ist Gefährtin und Komplizin - auf der Jagd wie im Bett. Es stimmt, dass noch kein Bond-Girl so gleichberechtigt neben 007 agierte wie die Oscar-Preisträgerin, und es wäre durchaus denkbar, dass sie demnächst ihren eigenen Film bekommt - vielleicht mit Brosnan in einer Gastrolle.
Weltpolitik als Teil einer schillernden Oberfläche