Film : „Die fabelhafte Welt der Amélie“ macht einfach glücklich
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Gilt beim Filmpreis als Favorit: Amélie Bild: Prokino
„Amélie“, die in Frankreich bereits die Herzen im Sturm eroberte, versprüht ab Donnerstag ihren Zauber auch in deutschen Kinos.
Nachdem der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet einen Abstecher in den amerikanischen Science-Fiction unternommen hat („Alien - Die Wiedergeburt“), besinnt er sich mit seinem neuesten Film wieder auf eigene Fantasiewelten.
Wer sich in „Die fabelhafte Welt der Amélie“ begibt, muss damit rechnen, ihrem glückselig machenden Zauber zu verfallen.
Rosa-rote Wolken im grauen Alltagshimmel
Amélie arbeitet in einem kleinen Café am Montmartre in Paris. Dort versammeln sich die unglücklichen Herzen und gescheiterten Existenzen der Stadt: Der verschmähte Liebhaber, der seine ehemalige Geliebte mit krankhafter Eifersucht verfolgt und der an seinem Talent zweifelnde Schriftsteller, der bereits seine 30. Absage kassiert hat. Um ihrem eigenen Leben Sinn zu geben, beschließt Amélie, heimlich andere Menschen glücklich zu machen.
Mit spitzbübischem Lächeln und engelhaftem Blick zaubert sie für ihre Mitmenschen rosa-rote Wolken in den grauen Alltagshimmel. Sie befreit die verborgenen Sehnsüchte und hilft, verschollene Leidenschaften wieder zu entdecken. So verkuppelt sie eine unbefriedigte Hypochonderin, lässt der trauernden Witwe Liebesbriefe ins Haus flattern und verhilft einem Gartenzwerg zu einer Weltreise.
Regisseur Jeunet überrascht mit Heiterkeit
Amélie, die von der bezaubernden Audrey Tautou gespielt wird, ist eine moderne Märchen-Fee. Doch bis sie den Weg zu ihrem eigenen Glück findet, muss sie erst den Mut entwickeln, die schützende Welt ihrer Fantasie zu verlassen und die Brücke in die Realität zu überqueren. Auch dabei hilft ihr letztlich ihr Einfallsreichtum.
Die Fantasiewelten von Jean-Pierre Jeunet sind oft mit sympathisch-skurrilen Figuren bevölkert und stecken voller überraschender visueller Effekte. Doch während Filme wie „Delikatessen“ (1991) und „Die Stadt der verlorenen Kinder“ (1995), beide in Zusammenarbeit mit Marc Caro, einen düsteren Grundton hatten, ist ihm nun ein heiter-poetisches Märchen gelungen.
Die Bildsprache Jeunets ist wie gewohnt experimentell. Der Regisseur gibt Rückblenden in melancholischem Schwarz-Weiß. Dann wieder taucht er Paris in grell-bunte Farben, die an kitschige Postkarten erinnern.
Jeunet liebt schnelle Tempowechsel und verwirrende Trickaufnahmen. Im Zeitraffer lässt er Bilder vorbei rauschen, um im nächsten Augenblick andere minutiös in Zeitlupe zu entfalten. Im Stil einer Collage verleiht er den Bildern eine chaotische Ordnung. Hingebungsvoll hat Jeunet an jeder einzelnen Szene gefeilt, um sein Ideal zu erreichen, nach dem „jede Einstellung eines Films wie ein Gemälde wirken“ solle.
Mit 47 Jahren erfüllt sich Jeunet einen Wunsch
Mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ hat sich der Franzose nicht zuletzt auch einen ganz persönlichen Wunsch erfüllt. Wie er in einem Interview erklärte, wollte er im Alter von 47 Jahren endlich einmal einen „durch und durch optimistischen Film“ drehen. „An diesem Punkt meines Lebens, meiner Wegstrecke, hatte ich Lust, einen Film zu machen, der leicht und beschwingt ist, der zum Träumen verführt und einfach Vergnügen bereitet.“
Nach dem Willen von Jeunet soll Amélie „die Menschen glücklich machen“. Wer Amélie kennenlernt, erfährt am eigenen Leibe, dass ihr diese Aufgabe mit Leichtigkeit gelingt.