Im Fernsehen: „The Defenders“ : Las Vegas muss man einfach lieben
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Zuerst wurde ihm die falsche Rolle in „The Defenders” angeboten: Jim Belushi (l.) mit Jerry O'Connell Bild: Sat. 1
Der Schauspieler Jim Belushi brauchte lange, um aus dem Schatten seines verstorbenen Bruders zu treten. Es ist ihm gelungen. Warum, zeigt die Serie „The Defenders“: Der Mann ist ein geborener Unterhalter.
Mit dezent gestreiftem Anzug, blauem Hemd und goldenem Einstecktuch sitzt Jim Belushi im „Langham Hotel“ in Pasadena, einem Vorort von Los Angeles, und gibt den Entertainer. „Bright light city gonna set my soul, gonna set my soul on fire“, intoniert er die erste Zeile des Elvis-Songs „Viva Las Vegas“ und schnipst dazu mit den Fingern. Belushi imitiert das dramatische Timbre des King of Rock 'n' Roll so gekonnt, dass man meinen könnte, Elvis lebt, und er lässt es sich nicht nehmen, die gesamte erste Strophe zu trällern - über das Geld, das es zu verbrennen gilt, und die tausend schönen Frauen, die geliebt werden wollen. Las Vegas ist der Schauplatz von Belushis neuer Fernsehserie „The Defenders“. Sie handelt von zwei Anwälten, die in einer Stadt mit einem rabiaten Justizapparat den Menschen in ihren Klienten sehen und mit nicht immer ganz sauberen Methoden für sie kämpfen. Und Belushi gefällt das ziemlich gut.
Der Sechsundfünfzigjährige findet mit dem Justizdrama Anschluss an eine Fernsehkarriere, die 2001 mit der Sitcom „Immer wieder Jim“ begann und nach einer Reihe kaum mittelmäßiger Kino-Komödien endlich das Versprechen einzulösen schien, dass auch der jüngere Belushi das Zeug zum großen Entertainer hat. Jim Belushis Leben und Karriere war lange überschattet von seinem fünf Jahre älteren Bruder John, der als die eine Hälfte der „Blues Brothers“ in die Annalen einging und einer der heißgeliebtesten Komiker Amerikas war, als er 1982, erst dreiunddreißigjährig, an einem Drogengemisch starb.
Der ältere Belushi stand stets derart unter Dampf, dass Freunde und Kollegen ihn ebenso fürchteten, wie seine Fans ihn liebten. Der jüngere Belushi ist ein Gemütsmensch, Zigarrenraucher, ein sympathischer, humorvoller Mann mit Sinn fürs Savoir-vivre. Aber die rastlose Energie, die seinen Bruder antrieb, ist auch ihm anzumerken. Jim Belushi führt kein Gespräch, er unterhält ein Publikum.
Das Argumentieren liegt mir sehr
Als ihm der Fernsehsender CBS vor einigen Monaten das Angebot zur Hauptrolle in einer Anwaltsserie schickte, erzählt Belushi, habe er tagelang mit sich gehadert, bevor er - absagte: „Ich traute mir diesen Pete Kaczmarek einfach nicht zu. Ein Mann, der gleich zum Auftakt mit einer Stewardess schläft und danach mit einer Staatsanwältin? Ein Kerl, der ein schnittiges Auto fährt und Maßanzüge trägt?“ Belushi wiegt den Kopf, zieht die Augenbrauen zu einem Dach zusammen und sagt: „Also, ich hatte das Gefühl, dass ich mich dafür ein bisschen zu sehr strecken müsste.“ Doch man versicherte ihm, dass er wie geschaffen sei für die Rolle, und bat ihn, seine Absage zu überdenken. „Ich ging mit mir ins Gericht: Vielleicht bin ich scharf! Das Studio findet mich aufregend, meine Agenten halten mich für unwiderstehlich - ich bin sexy!“ Belushi bläht die Brust, setzt einen lasziven Blick auf, und Minuten vergehen, bevor er zur Pointe kommt: Das Studio hatte ihm den falschen Figurennamen aufs Manuskript geschrieben. Die Rolle des sorglosen Playboys Pete Kaczmarek ging an den zwanzig Jahre jüngeren Jerry O'Connell. Für Belushi hatte man in Wirklichkeit die des Nick Morelli im Sinn gehabt, eines ausgekochten, erfahrenen Anwalts, der seine Klienten mit großer, aber stets platonischer Leidenschaft vertritt.