Wie erkläre ich’s meinem Kind? : Warum der Ausländerhass ohne Ausländer besonders groß ist
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In der Nacht auf den Ostersamstag hat es hier gebrannt: Dachstuhl des Hauses in Tröglitz, in dem Asylbewerber unterkommen sollten. Bild: dpa
In Tröglitz hat eine Unterkunft für Flüchtlinge gebrannt, und auch in anderen Orten wehren sich Leute dagegen, dass Asylbewerber kommen. Warum es dort am schlimmsten ist, wo es kaum Fremde gibt.
In einigen Orten vor allem in den östlichen Bundesländern wehren sich manche Leute dagegen, dass Flüchtlinge bei ihnen untergebracht werden. In Tröglitz in Sachsen-Anhalt wurde neulich nachts sogar ein Haus angezündet, in das Asylbewerber ziehen sollten. Obwohl es dort bislang kaum Ausländer gibt, ist der Ausländerhass besonders groß. Das ist typisch, haben Forscher herausgefunden. Aber warum ist das so?

Verantwortlicher Redakteur für Innenpolitik.
Viele kennen das Gefühl, wenn man umgezogen ist, keinen kennt und dann in eine neue Schulklasse kommt: Niemand weiß, wer ich bin, und dann habe ich auch noch einen komischen Namen, vielleicht sehe ich auch noch anders aus als alle anderen. Man ist ein Fremder.
Aber was ist, wenn alle gerade umgezogen sind, alle sich zum ersten Mal sehen, alle einen komischen Namen haben und alle ganz unterschiedlich aussehen? Richtig: Dann sind alle wieder irgendwie gleich, und keiner ist fremd.
Wenn alle sich kennen und nur einer ist fremd, gibt es zwei Möglichkeiten: Die einen sind freundlich gegenüber dem „Neuen“, die anderen sind misstrauisch. Wenn es ganz blöd läuft, gibt es einen, der Spaß daran hat, den Fremden noch fremder werden zu lassen, indem man ihn ärgert, ausgrenzt und seine Schwäche ausnutzt, anstatt ihn zu unterstützen, seine Stärken zu sehen und ihn heimisch werden zu lassen.
Je größer aber der Anteil derer ist, die schon einmal dieselbe Situation erlebt haben, die wissen, was es heißt, „fremd“ zu sein, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Freundlichen durchsetzen. Desto größer auch die Chance, dass der Fremde die neue Heimat akzeptiert und selbst zu jemandem wird, der jeden kennt und keinen komischen Namen mehr hat.