Mutter sein reicht nicht mehr
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Eine Babypause sorgt nach wie vor bei vielen Frauen für einen Karriereknick - immer mehr verschieben deswegen die Familienplanung nach hinten. Bild: Picture-Alliance
Die Lebenslüge der Fünfzigjährigen: So vorbildlich, wie sie tun, sind selbst Karrierefrauen oft gar nicht. Warum haben sie es sonst nötig, ihren Lebenslauf zu glätten?
Sie sitzen in der Zwickmühle. Für gutausgebildete Frauen jenseits der 50 gab es seinerzeit weder Quoten noch Mentoring, die Kita hieß noch Kindergarten, eine Betreuung vom Säuglingsalter an galt diesen Müttern als Zumutung, nicht als Chance. Mehr oder weniger im Konsens mit dem bürgerlichen Umfeld, blieb man nach dem Studium, der Berufsausbildung oder ersten Gehversuchen am Arbeitsplatz doch erst einmal zu Hause. Die meisten hätten, ohne zu zögern, die Formulierung aus einem Roman des Yale-Professors Stephen Carter unterschrieben, „Kinder verdienten es, dass sie ihnen die besten Jahre ihres Lebens“ widmeten.
Doch der Wind hat sich gedreht. Heute gilt es, sich mit beruflichen Meriten zu schmücken; auch ein gutverdienender Ehemann kann das nicht kompensieren. Das Ehrenamt kann man sich so zwar leisten, es bietet mitunter sogar Personalverantwortung, aber ein echter Ersatz für eine echte Arbeit ist es dennoch nicht. Kompromissjobs dieser Art gibt es einige, die Details werden in Gesprächen oft schamhaft umschifft, solange man nur ein wenig mitreden kann. Nach außen geben sich die Frauen verzweifelt vielbeschäftigt; offenkundig ist es ihnen peinlich, keiner Vollzeittätigkeit nachzugehen, keine bezahlte Arbeit zu haben oder keine, die ihren Qualifikationen angemessen wäre.
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