Fall Wulff : In Trümmerhaufen
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Fronterfahrungen im Ersten Weltkrieg Bild: Bernd Uhlig
„In einem Jahr ist alles vergessen“, meinte Wulff. Es sei „dieses Stahlgewitter bald vorbei“. Wulff als Ernst Jünger? Die Ähnlichkeiten liegen auf der Hand. Doch nicht nur zitierte er Jünger, Jünger zitierte auch Wulff - in seinem Buch „In Stahlgewittern“.
Aus „In Stahlgewittern“:
Auf der einsamen Höhe am Wege nach Ransart lag eine Ruine, ein ehemaliges Estaminet, wegen des weiten Ausblicks auf die Front Bellevue genannt, ein Ort, der mich trotz seiner gefährlichen Lage besonders anzog. Die Verlassenheit und das tiefe Schweigen, ab und zu vom dumpfen Ton der Geschütze unterbrochen, verstärkten den traurigen Eindruck der Zerstörung. Zerrissene Tornister, abgebrochene Gewehre, Zeugfetzen, dazwischen in grausigem Kontrast ein Kinderspielzeug, Granatzünder, tiefe Trichter der krepierten Geschosse, Flaschen, Erntegeräte, zerfetzte Bücher, zerschlagenes Hausgerät, Löcher, deren geheimnisvolles Dunkel einen Keller verrät, in dem vielleicht die Gerippe der unglücklichen Hausbewohner von den überaus geschäftigen Rattenschwärmen benagt werden, ein Pfirsichbäumchen, das seiner stützenden Mauer beraubt ist und hilfesuchend seine Arme ausstreckt, in den Ställen die noch an der Kette hängenden Skelette der Haustiere, im verwüsteten Garten Gräber, dazwischen grünend, tief im Unkraut versteckt, Zwiebeln, Wermut, Rhabarber und Narzissen, auf den benachbarten Feldern Getreidediemen, auf deren Dächern schon die Körner wuchern; all das durchzogen von einem halbverschütteten Laufgraben, umgeben vom Geruch des Brandes und der Verwesung. Traurige Gedanken beschleichen den Krieger, dessen Fuß auf den Trümmern einer solchen Stätte ruht, wenn er derer gedenkt, die noch vor kurzem hier friedlich lebten. (1.Auflage 1920)
Aus dem Vorwort des Buches:
Wir haben viel, vielleicht alles, auch die Ehre verloren. Eins bleibt uns: die ehrenvolle Erinnerung an euch, an die herrlichste Armee, die je die Waffen trug und an den gewaltigsten Kampf, der je gefochten wurde. Sie hochzuhalten inmitten dieser Zeit weichlichen Gewinsels, der moralischen Verkümmerung und des Renegatentums ist stolzeste Pflicht eines jeden, der nicht nur mit Gewehr und Handgranate, sondern auch mit lebendigem Herzen für Deutschlands Größe kämpfte.
Aus „Kriegstagebücher“ 13.VII.16:
War heut auf dem Platz des einsamen Hauses auf der Höhe an der Straße Monchy-Ransart. Es lag noch immer in schauriger Einsamkeit, traurig sah auch der verwilderte Garten aus. Vor dem Trümmerhaufen „Bellevue“ leuchteten prächtige süße Johannisbeeren und aus dem Unkraut heraus blühten volle rote Rosen.