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Alles außer Fußball : Esther Sedlaczek hat es drauf

Sie sorgt für Klarheit: Esther Sedlaczek mit Hansi Flick und Bastian Schweinsteiger. Bild: Sven Simon

Es braucht die Fragen einer klugen Frau, um Bastian Schweinsteigers Analysen endlich Struktur zu geben: Wie Esther Sedlaczek für die ARD die Fußball-WM in Qatar rettet.

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          Alles außer Fernsehen – es wäre gut gewesen, wenn Per Mertesacker nach seiner beachtlichen Karriere als Fußballer einen Coach konsultiert hätte, als es um seine künftige Berufstätigkeit ging. Aber das ZDF war schneller und engagierte den einstigen Weltklasse-Verteidiger als Experten. Da sitzt er jetzt also im WM-Studio und langweilt die Zuschauer mit Allgemeinplätzen. Neben ihm hockt Christoph Kramer, der zwar rhetorisch eine Nuance beweglicher ist, sich aber womöglich gerade deshalb zu spektakulären Fehlprognosen verleiten lässt („Es wird in diesem Turnier für die deutsche Mannschaft ganz weit gehen“).

          In der ARD dürfen ihre Generations- und Gemütsgenossen Thomas Hitzlsperger und Sami Khedira ran. Das Setting mit Tisch erinnert an die legendäre Sendung „Inside NBA“ mit Charles Barkley und Shaquille O’Neal, sonst allerdings nichts: keine Pointen, keine überraschenden Erkenntnisse, keine provozierenden Meinungen. Stattdessen scheinen die netten Herren ihre wohltemperierten Worte vor allem danach zu wählen, eine mögliche Karriere beim DFB nicht zu gefährden, wofür eine Jogi-Löw-hafte Abgeklärtheit offenbar immer noch die wichtigste Qualifikation ist. Moderatorin Jessy Wellmer leistet mit uninspirierten Fragen aktive Sterbenslangeweilehilfe.

          Sie knöpfte sich Bierhoff vor

          Dass man dennoch mit dem Ersten besser sieht bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft, liegt vor allem an Esther Sedlaczek. Als Moderatorin nach Qatar entsandt, bringt sie den Fünften im Bunde der tapsigen Alt-Internationalen auf Trab: Mit den richtigen Fragen konfrontiert, spricht Bastian Schweinsteiger plötzlich klar und konkret. Nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft legte er sich sogar mit Bundestrainer Hansi Flick an. Offenbar wurde er dazu durch die kritische Art und Weise animiert, mit der sich wenige Minuten zuvor Sedlaczek Oliver Bierhoff vorgeknöpft hatte, der völlig überrumpelt wirkte, nicht mit Samthandschuhen angefasst zu werden.

          Die Mischung aus kameraderiefreier Kompetenz und selbstironischer Koketterie, mit der Sedlaczek sich ihren Gesprächspartnern zuwendet, ergänzte sich gut mit den Auftritten von Lea Wagner, die als Reporterin der ARD aus dem deutschen Mannschaftsquartier berichtete. Wagner war die Erste, die meldete, dass es innerhalb der Mannschaft im Umgang mit der „One Love“-Binde einen tiefen Graben gab. Mertesacker und Kramer dürfen aber bis heute so tun, als hätte die Debatte den Auftritt der Mannschaft nicht beeinflusst. Das Zweite ist halt auf einem Auge blind.

          Matthias Alexander
          Stellvertretender Ressortleiter im Feuilleton.

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