Der Kochtopf lügt nie
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Erstmals vollständig übersetzt: „Babettes Gastmahl“ erscheint auf Deutsch, ergänzt durch ein Vorwort von Erik Fosnes Hansen.
Der Künstler kann sich sein Publikum nicht aussuchen. Darunter leidet er. So soll es sein.
Diese knappe und wenig gefühlvoll klingende Botschaft, allerdings sorgfältig eingehüllt und kunstvoll zubereitet wie eine Wachtel im Blätterteig, ist eine von mehreren Schlussfolgerungen, die uns eine Erzählung nahelegt, die auf den ersten Blick gemütlich und eher schlicht wirkt, sich dann aber als harte Nuss erweist, die einiges an Überraschung bereithält.
Zunächst einmal: Wer hätte gewusst, dass „Babettes Gastmahl“, 1958 im dänischen Original erschienen, 1987 durch die Verfilmung von Gabriel Axel geradezu weltberühmt geworden, noch nie in einer vollständigen deutschen Übersetzung vorlag? Erstmals erschien der Text im Jahr 1950 auf Englisch in einer amerikanischen Zeitschrift namens „Ladies’ Home Journal“. Acht Jahre später publizierte die Autorin ihre eigene Übersetzung ins Dänische. Sie fiel, wie Erik Fosnes Hansen in seinem reichhaltigen Nachwort zur deutschen Neuausgabe schreibt, deutlich opulenter und „vollkommener“ aus. Vielleicht hatte das Magazin Kürzungen verlangt, vielleicht war die Autorin auch mit ihrer ersten Fassung nicht zufrieden gewesen, jedenfalls müssen die Unterschiede zwischen beiden Fassungen laut Fosnes Hansen beträchtlich sein. Während bisherige Übersetzungen ins Deutsche die frühe englischsprachige Version zur Grundlage hatten, griff Ulrich Sonnenberg, der Werke von Herman Bang, Hans Christian Andersen, Knausgard oder Annette Wiborg übertragen hat, zum dänischen Original. Nach der Lektüre lässt sich zweierlei sagen: Es wurde Zeit, und es hat sich gelohnt.
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